Jahrhundertkälte. Jahrhundertsturm. Jahrhunderthochwasser. Jahrhundert, Mega, Katastrophe. Das sind die Worte, die uns jeden Tag in den Medien entgegenknallen. Nicht nur Sex sells, Angst macht das noch viel mehr.
Seltsamerweise erinnere ich mich an Winter mit Wochen voller Schnee. Irgendwelche wasserfesten Stiefel gab es nicht, wir hatten normale Stiefel, die nach Schule und Schlittenfahren mit Zeitungspapier ausgestopft vor dem Ofen trockneten und am Abend auf ihre Ladung Fett warteten, damit das Leder nicht brüchig wird. Wir hatten heiße Sommer. Es regnete. Es nebelte. Damals war das keine Horrormeldung, sondern der übliche Jahreslauf, auf den sich jeder pragmatisch einstellte.
Kommen wir bitte wieder aus der Angst heraus. Diese Tage sind voller Hoffnung, wenn wir sehen, wie viele Menschen erkennen, dass Demokratie ein wertvolles Gut ist. Dass wir Werte haben, die wir schützen dürfen und müssen. Dass wir als Gemeinschaft in der Lage wären, noch viel mehr zu bewerkstelligen als Demonstrationen. Dass wir es schaffen, die Fragen, die wirklich drängen von Umwelt bis Wirtschaft wieder flott bekommen miteinander zu lösen. Wie wäre es mit einer Jahrhunderthoffnung, die in eine Jahrhundertwende mündet in so manchen Bereichen unseres aus den Fugen geratenen Lebens?
Kein Jahrhunderteis. Einfach nur Frost. Sigrid hat fotografiert. Danke für das feine Bild!