Mein ältester Bruder ist an einem Karfreitag verstorben, keinen Monat alt. Angesteckt mit Gehirnhautentzündung auf der Säuglingsstation. Damit meine Eltern an diesem Schmerz über ihren Erstgeborenen nicht zerbrechen, kam ich ins Rennen. Ich denke immer wieder darüber nach, wie grauenvoll es für junge Eltern ist, ein Kind zu verlieren, egal, ob das im Säuglingsalter, als Ungeborenes oder auch später im Leben der Fall ist. Und was all diese Schicksalsschläge für Konsequenzen haben, ob das nun in der Biographie der Eltern, der Geschwister oder anderer Angehöriger der Familie ist, es beeinflusst in jedem Fall.
So, wie der Tod immer einen großen Einfluss hat. Am einschneidendsten vermutlich für den, den er ereilt, aber oft genug auch sehr schmerzhaft und schwierig für die hinterbleibende Familie. Mit einem Schlag tritt die Endlichkeit ins Bewusstsein und es entsteht daraus oft die tiefe Frage – was ist der Sinn meines Lebens? Ich glaube, diese Frage ist DIE Lebensfrage überhaupt. Und sie sollte Bestandteil meiner täglichen Überlegungen sein, nicht nur dann, wenn das Schicksal von außen klopft.
Vielleicht gibt es an diesem Karfreitag eine Zeit der Stille, in der wir nachdenken, in uns gehen können zu der Frage: wer bin ich? Wo komme ich her, wo gehe ich hin und wie gestalte ich das Dazwischen so, dass ich rückblickend sagen kann – ja, ein gutes, ein gelungenes Leben? Machen wir Fehler, probieren wir aus und machen wir Erfahrungen. Nie werden wir die Fehler bereuen, aber alles, was wir niemals angepackt haben, weil es immer ein „irgendwas“ geben kann, was dagegen spricht. Alle glaubten, etwas ging nicht, bis einer kam, der das nicht wusste und es einfach machte – so lautet ein recht wahrer Spruch. Sei der, der nichts von Gegenargumenten wusste und mach dein Ding. Einfach so, weil nur das kannst. Go!