Jahre alt, ist sie vor allem für Menschen, die sich und andere führen möchten, ausgesprochen hilfreich. Nicht enthalten ist in ihr der bekannteste Spruch der Benediktiner „ora et labora – bete und arbeite“, zwischen den Zeilen schon.
Weshalb ich vielen Klienten die Lektüre der Ordensregel ans Herz lege, hat viele Gründe. Zum einen ist ein enormer Vorteil des Klosterlebens die Tatsache, dass alles rhythmisiert ist. Es gibt Gebets- und Arbeitszeiten, Zeiten für Stille, Zeiten für Gottesdienst, Mahl-Zeiten, Schlafenszeiten. Alles ist rhythmisch durchgegliedert. Rhythmus spart Kraft und hilft uns enorm in der Gestaltung des Alltags. Studien belegen, dass Menschen mit dementieller Veränderung im Kloster nicht als dement auffallen, weil der Rhythmus ihnen hilft, bis in sehr hohes Alter hinein im Schwung der Tage aufgefangen und gehalten zu sein.
Uns Menschen fehlt Rhythmus enorm. Früher stand man auf mit der Sonne, im Winter später, im Sommer früher, mangels Lichtquellen und teurem Wachs ging man früh zu Bett. Bis heute läuten um 12 Uhr die Glocken zum Mittagessen, der Ruf zur Mahl-Zeit. Die Tage hatten Gliederung, jeder wusste, wann was zu tun ist. Forschungen belegen, dass wir nur wenig Willenskraft zur Verfügung haben, die Einführung von Struktur und sinnigen Routinen dazu beiträgt, dass wir viel erfolgreicher weil fokussierter und konzentrierter sind und der Körper im Rhythmus der 90 Minuten schwingen kann, den er naturgemäß in vielem hat.
Wir haben Festbeleuchtung ohne Blaulichtfilterung und Ablenkung en masse. Wir arbeiten nicht mal ansatzweise so viel wie die Menschen früher, wir sind nur dauerabgelenkt. Das macht den Großteil unseres Gefühls von „nie irgendwo ganz da sein“ aus und innerer Zerrissenheit.
Wir brauchen Strukturen. Abläufe. Klare Routinen. Der Kopf denkt, wenn er jeden Tag zur gleichen Zeit mit Lernen befasst ist, automatisch um die Zeit. Die Verdauung dankt es uns, wenn wir regelmäßig essen und nicht mal um 11 und mal um 14 Uhr. Das kann man vielleicht nicht immer einhalten, aber meistens ist das durchaus machbar. Es ist eine Frage der klaren Entscheidung und das fehlt uns ebenso.
Schlafengehen und Aufstehen zu gleichen Zeiten würde der schlafgestörten Gesellschaft massiv helfen, das Ganze auch deutlich früher, weil kein Mensch bis 23 Uhr Serien schauen muss, um „sich zu erholen“. Das ist keinerlei Erholung.
Es ist wichtig, wieder ein Gefühl dafür zu entwickeln, was wir wirklich brauchen und was nicht. Wir postulieren Minimalismus bei Besitz, lieben Tiny Houses und predigen Schlichtheit. Die größte Schlichtheit bestünde darin, sich einen guten Rhythmus anzugewöhnen und den durchzuziehen. Wegzulassen, was ablenkt wäre der Gipfel der Simplizität und die Geburtsstunde neuer Energie und Klarheit.
Fastenzeit – auf was wirst du verzichten? Und welche neue schlichte Struktur, die deinen Rhythmen folgt und sie respektiert, also für dich arbeitet, kannst du installieren in den nächsten sechs Wochen, bis sie dir in Fleisch und Blut übergehen?
Huflattich lugt immer als Erstes im Garten zwischen restlichem Laub und nicht abgeschnittenen Stauden vom Herbst hervor. Die erste Sonnenpflanze des Jahres grüßt uns. Klein und mit Heilkraft gegen Husten.