Je älter ich werde, desto klarer werde ich. Das hat damit zu tun, dass man nur um den heißen Brei herumredet, solange man meint, noch viel Zeit für alles zu haben, nett sein zu müssen, niemanden vor den Kopf zu stoßen. Ich muss niemanden vor den Kopf stoßen. Freundlichkeit halte ich für eine absolute Notwendigkeit im Zwischenmenschlichen, wenn sie authentisch ist und auch das ist ein Wert, der an Bedeutung gewinnt. Wasser predigen und Wein trinken kann man machen, muss man nicht. Klarheit bedeutet: Die Learnings wahrzunehmen, die in Situationen stecken, und wenn danach gefragt ist, sie zu benennen. Es bedeutet in meiner Arbeit mit Klienten, durchaus zu kommunizieren, dass und weshalb der Kaiser nackt ist. Es gibt nichts Peinliches, nur noch nicht Erkanntes, Durchdrungenes, vielleicht Aufgelöstes. Klarheit kann schmerzhaft sein, doch ist auch hier die Frage der Verpackung wichtig. Die Mentoren, die zu mir sehr klar im Leben waren, waren entscheidende Wegweiser. Sie haben mir weder Wege abgenommen noch meine Probleme gelöst, sondern deutlich gemacht, wo ich stehe. Ohne Vorwurf. Ohne Wertung. Einfach nur – so ist es. Von hier aus gehst du jetzt wo genau hin? Klare Fragen. Das hat mancher Situation im Leben das Drama genommen. Rückblickend kann ich sagen – Drama kann anstrengend sein. Klarheit ist ruhiger. Du wählst jeden Moment. Wähle klug nach deiner Kraft, denn es ist dein Weg.
Figur von Edith Maryon.