Die Geschichte von Kunstwerken gleicht oft einem Krimi. Da geht es um Diebstahl, um die Menschen, die die Werke geschaffen haben, um Übermalungen und Neuentdeckung. So ist das auch beim Genter Altar, einem Flügelaltar in Sint Bavo in Gent, der von Jan van Eyck (und vermutlich seinem Bruder Hubert van Eyck) geschaffen und ursprünglich 1432 oder 1435 in der einstigen Pfarrkirche Sint Jans aufgerichtet wurde, eine Stiftung der Familie Borluut.
Der gesamte Altar erzählt dem Betrachter auf seinen verschiedenen Seiten unzählige Geschichten, von Adam und Eva über die Anbetung des Lamms, die Heilige Dreifaltigkeit, die Verkündigung, es gibt musizierende Engel, Johannes Evangelist, Johannes der Täufer, Märtyrer, Heilige und vieles mehr bis hin zu einer Landschaft (bei der mit genauerer Betrachtung unzählige Heilpflanzen auftauchen!). Man kann sich sehr lange Zeit allein mit dem Anschauen der Darstellungen beschäftigen.
Nicht selten ist das übrigens eine Aufgabe, die Klient:innen von mir bekommen – die Betrachtung von Kunstwerken kann uns helfen, uns darüber bewusst zu werden, dass Menschen zu allen Zeiten Ängste, Sorgen und Nöte hatten und wie sie sich im Vertrauen übten. Zahllose Bildwerke sind wie Seelennahrung auch für uns heute, so wie auch Werke von Caspar David Friedrich wie „Der Mönch am Meer“, „Wanderer über dem Nebelmeer“, die Sixtinische Madonna von Raffael oder der Vergleich der David-Köpfe von Michaelangelo und Bernini – alle sind aufschlussreich und heilsam.
Kunst ist für uns Menschen in jeder Form lebens-not-wendig, sie wendet innere Not. Drum gern mal bewusst in die Kirchen und Museen gehen auf der Suche nach Antworten auf Fragen, die die Seele oft vergeblich stellt.
Allen einen tatkräftigen Dienstag.