Andächtig, Andacht – Worte, die früher im Wortschatz präsenter waren. Da gab es noch Maiandachten und andere mehr in der Kirche (gibt es immer noch), das Wort fand sich häufiger in Büchern, wo jemand andächtig lauschte oder etwas anderes andächtig tat. Das moderne Wort Achtsamkeit ist an die Stelle der Andacht getreten. In der Achtsamkeit steckt weniger kirchlicher Beigeschmack, vermute ich.
Jeder Begriff hat seinen Platz und ich mag das Wort andächtig, denn für mich schwingt da auch immer das ebenfalls vergessene bedächtig mit. Bedächtig wurden in meiner Kindheit Menschen genannt, die ihre Sache mit Sorgfalt taten, die Schritt für Schritt wie Beppo Straßenkehrer voranschritten, die erst dachten und dann handelten, deren Tun geprägt war von Aufmerksamkeit und Können. Etwas mit Bedacht tun, bedeutet, wohl zu wissen, was man tut und jede Bewegung so ausführen, dass keine Fragen offen bleiben. Das ist kein Suchen im Handeln, es ist ein Finden.
Um bedächtig und andächtig sein zu können, brauche ich etwas ebenfalls Kostbares und heute hochgradig Seltenes: innere Ruhe. Unsere Ablenkungstaktik, die wir modernes aufgeschlossenes Leben nennen, was nichts anderes ist als eine perfekte Vorgehensweise, um immer mehr zu verdummen, in die Mittelmäßigkeit zu verfallen und in die falsche Richtung zu rennen, verhindert Ruhe, Sorgfalt, Bedächtigkeit und nimmt auch den Boden für Andacht.
Da geht es nicht um die Frage einer bestimmten Religion, sondern einer inneren Haltung, die uns nähren kann. Gläubige Menschen – und es ist nicht wesentlich für mich, welchem Glauben ein Mensch folgt, das hängt vor allem davon ab, in welchem Umfeld er aufgewachsen ist – sind mehr in sich ruhend. Sie sind nicht so flattrig unterwegs, weil sie sich in einem Boden eingewurzelt fühlen, der von einer großen Kraft getragen wird und weil sie wissen, dass der Himmel, der sich über ihnen wölbt, Schutz bietet auf eine Weise, die mit den äußeren Gegebenheiten wenig zu tun hat.
Herzliche Einladung vor allem am tatkräftigen Marstag der Woche: Wie wäre es heute mit ein wenig Andacht und Bedächtigkeit? Tue, was du tust. Bewusst, in Ruhe, mit Handgriffen, die sitzen. Das gibt Sicherheit auf allen Ebenen, wo sonst wenig sicher ist.
Dieser herrliche griechische Bergtee wächst leider so nicht in meinem Garten (auch wenn ich einige Pflanzen habe), sondern den habe ich in Oy Mittelberg bei Primavera entdeckt. Ein hoffentlich nicht mehr lange geheimer Geheimtipp zur Stärkung des Immunsystems und zur Pflege der Nerven, hochfein auch an heißen Tagen.