Kommunikation über gesprochene Sprache ist dem Menschen eigen. Alle Lebewesen kommunizieren, aber nur Menschen haben sich Sprachen geschaffen, um Gedanken und Gefühle auf eine ganz eigene Weise zum Ausdruck zu bringen. An der Stimme eines vertrauten Menschen erkennen wir sofort, wie es dieser Person gerade geht, denn Stimme und Stimmung hängen eng zusammen. Die Stimme ist so signifikant, dass Jacques Lusseyran, der in seiner Jugend erblindet war, im französischen Widerstand gegen die Nazis mit seinen feinen Ohren erlauschen sollte, ob um Hilfe bittende Menschen vielleicht Spitzel des Feindes waren. Meister des Lauschens sind selten und gesucht.
Wir alle hören einander theoretisch zu, und doch ist es so, dass wir in der Satzhälfte innerlich abschweifen und schon über eine passende Antwort nachdenken, also den Satzrest nicht mehr mitbekommen. Wen wundert es, dass Kommunikationsprobleme das Hauptthema in Coachings, Seminaren oder Paartherapien ist. „Hör mich an!“ – das ist der Wunsch der Zeit, ebenso wie „Schau mich an“. Wir fühlen uns im Alltag oft nicht gesehen und gehört. Das macht einsam und gibt ein Ausgeschlossenheitsgefühl, das wir leider stammesgeschichtlich bedingt so verarbeiten, dass sich Ausgestoßenfühlen wie schwerer Schmerz anfühlt. Dabei sein, gehört und gesehen werden ist ein tiefstes menschliches Bedürfnis.
Hören wir einfach mal zu. Nehmen wir einfach mal jemanden wahr. Uns selbst, die anderen. Geben wir ihnen das Gefühl, dass wir ihrem Satz bis zum Ende lauschen und antworten wir erst dann. Das gibt Pausen im Gespräch, ja, aber ist das denn schlimm? Ist das Gefühl, gehört worden zu sein, nicht viel schöner?
Lernen wir mit dem Herzen zu lauschen und mit liebevollem, weichem Blick zu schauen. Wie wäre es mit einem Experiment? Machen wir das zwei Wochen lang und schauen einfach, was geschieht.
Allen frohes Lauschen, Betrachten, sehen, gesehen werden, hören, gehört werden an diesem Wochenteilungstag.