Es gibt Bücher, die begleiten einen das ganze Leben lang. Das Tao te king ist das einzige Buch, das ich viele Male abgeschrieben habe. Natürlich gehören in die Sammlung der Allzeitfavoriten die Kinderbuchklassiker, wobei ich Astrid Lindgrens Märchen spannender als Pippi Langstrumpf fand. Ich teile mit vermutlich vielen Menschen seit Kindertagen den Traum, in einer Buchhandlung eingeschlossen zu werden – sehr lange. Eine einsame Insel mit dem Gesamtwerk von Bach, Goethe und Rilke ist nicht die übelste aller Vorstellungen.
Als ich die Zeilen aus dem Tao te king sah, fiel mir auf, dass wir derzeit viele ähnliche Zeilen lesen und sie oft wie Schläge daherkommen oder mit selbigen beantwortet werden. Es ist nicht neu, was derzeit gesagt wird. Es ist uralt und längst bekannt. Es sind oft die sehr leisen Stimmen, die nach Hunderten von Jahren weiterzitiert werden und deren Wahrheitsgehalt so hoch ist, dass sie Zeit und Raum leicht überwinden.
Heute, wo der zweite Sturm über uns hinwegzieht und förmlich die Blätter von den Bäumen mitreißt, denke ich – werden bald noch genug Blätter wachsen, Bäume stehen und das auch noch viele Jahrhunderte später? Wessen Aufgabe ist es, dafür zu sorgen? Es gibt nur eine Antwort – meine eigene. Jeder mache das in seine Umfeld, was ihm aus vollen Kräften möglich ist. Wenn jeder tut, was er kann, ergibt sich eine gigantische Welle. Mit „jeder“ sind nicht nur die kleinen Leute gemeint, die oft bereits sehr viel tun, sondern auch diejenigen, die oben absahnen, was unten mühsam erarbeitet wird. Es geht nicht um die Frage, ob das Verdienen von Geld okay ist. Jede Dienstleistung, jede Arbeit braucht Ausgleich. Es geht darum, ob dauerhaft und einseitig mehr genommen als gegeben wird. Ein leergegossener Krug ist er-schöpft. Er muss erst wieder gefüllt, die Kuh vor dem nächsten Melken gefüttert werden. Vergessen wir das nicht.
Allen einen achtsamen Merkurtag.
Auch hier einen lieben Dank an Steffen für das Chinafoto mit den Glöckchen, deren heller Klang sehr weithin zu hören ist.