Rousseau beschreibt in seinem Zitat die Heiligkeit des Wandels – was in mir die Frage auslöste, was wir denn unter einem heiligen Wandel heute verstehen würden. Uns ist allen klar, dass keiner ohne Schatten unterwegs ist, das waren die Apostel auch nicht. Es gibt viele Bekehrungserlebnisse, die geschildert werden, wo Menschen dann ihren Sinn vollständig gewandelt haben, am berühmtesten ist vielleicht Saulus, der Paulus wurde.
Es ist immer wieder wichtig, sich sein Leben daraufhin anzuschauen, was bleiben darf und was des Wandels bedarf. Die Thomasnacht am 21. 12. ist seit altersher ein guter Termin, um Projekte auf den Weg zu bringen, nachdem Altes abgeschlossen wurde. Was möchte ich mit ins neue Jahr nehmen, was mag zurückgelassen werden, weil es nicht mehr trägt? Von welchen Illusionen, die in diesem Jahr enttarnt wurden, verabschiede ich mich nun?
Gestern war ich mal kurz unterwegs und als ich die Menschen gesehen habe, wie sie an einem banalen Montag unter Tütenbergen (ich dachte, die gibt es gar nicht mehr!) daherkeuchen, wunderte ich mich sehr. Was kann man denn brauchen? Was wir wirklich brauchen, gibt es weder in Tüten noch zu kaufen, denn es sind Werte und Tugenden, Nähe und Menschlichkeit. Gestern habe ich mich für eine wunderbare Zeitschrift mit der Frage befasst, was Menschlichkeit bedeutet und ich glaube, es hat viel mit Menschwerdung zu tun. Bettine von Arnim hat geschrieben (dieser Spruch ist mein Praxismotto geworden): Der Mensch ist nicht, er wird. „Erkenne dich selbst“ stand am Tempel von Delphi. In unserer Sprache würde das eventuell lauten: Nimm dich an, wie du bist. Mach dir deine Schattenseiten bewusst und folge dem Motto: Stärken stärken und Schwächen kennen. Bewahre das offene Herz, das offene Ohr und die offene Hand. Sein statt Schein. Würde statt Tütenbürde.
Allen einen freundlichen Merkurtag in der Wochenmitte.
Auch dieses Foto stammt von Theresa vom Jakobsweg. Wohin führt dich so gemeinhin dein Weg? Zu dir? Guter Plan. Novalis hat das so gesagt: Sohin gehen wir? Immer nach Hause.