Mittwochs-Nachdenk-Input

Der japanische Kaiser hat in seinem kleinen Text über die Erwartung der Blüte einer Blume gesprochen. Für ihn war es Vorfreude, die das Herz füllt, Vorfreude auf die kurze Spanne der Blüte, auf die wir oft lange warten müssen. Es gibt Blumen, die blühen nur eine Nacht oder nur einmal in vielen Jahren, da darf man sehr geduldig sein. Das ist ein Ereignis, von dem Blütenfreunde lange zehren.

In unserem Alltag sind wir mit anderen Erwartungen konfrontiert. Wir erwarten dauernd irgendetwas. Dass der Bus pünktlich kommt, der Drucker genug Toner hat, die Zeitung zum Frühstück im Kasten ist, die Kinder gute Noten schreiben und der Partner treu ist. Das hat wenig mit einer Vorfreunde im Herzen zu tun, sondern das sind oft knallharte Forderungen, die wir an andere, die Umwelt, was immer stellen. Erwartungen enthalten das Wort „Warten“ und da kommt nicht selten Godot in Spiel.

Erwartungen neigen dazu, dass sie nicht erfüllt werden oder Widerstand auslösen. Es macht also Sinn, seine Erwartungen bezüglich anderer einer steten Prüfung zu unterziehen und eher von sich selbst etwas zu erwarten als von anderen. Vielleicht können wir Erwartungen eines Tages ganz sein lassen und sie durch Vorfreude ersetzen. Vorfreude, was die Zukunft uns mitbringt!

Wir sind so bestimmt von der Vergangenheit (in der wir und andere nicht immer Erwartungen erfüllt haben, wir darauf hoffen, dass uns Eltern oder andere uns wichtige Menschen Anerkennung geben, was immer Menschen auch dauernd erwarten), dass wir gar nicht erkennen, wie oft und freudig uns die Zukunft entgegentritt und uns einlädt, ihr die Tür zu öffnen. Damit nehmen wir uns viel an Lebensfreude und auch an gelingendem Leben. Mehr Vorfreude, mehr Zukunftsorientierung, weniger Erwartung und Rückwärtsgewandtheit!

Allen heute einen gänzlich erwartungsfreien, aber in vielen Dingen vorfreudereichen Merkurtag!

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