Es stürmt weiter. Da muss ich ständig an Tobi, unseren Hund denken, der Wind geliebt hat. Der kleine Kerl stellte sich stets wie ein Großer vor die Haustür, stellte sofort fest, dass sein Lieblingswetter war (was in Rottenbauer ganzjährig Wind ist) und machte sich auf, dem Lüftchen zeigen, dass er ein waschechter Windhund war (innere Werte!). Nach vollbrachter Runde legte er sich gern neben den Korb und im Traum ließ er gern die Ohren weiterflattern.
So mancher ist in diesen Tagen durch den Wind. Viele Menschen vertragen Wind schlecht, er macht sie unruhig und nervös, auch ohne Orkan oder Sturmwarnungen. Wind ist eine ständige Aufforderung, bewusst zu werden. Der Wind berührt uns, wir spüren uns im Wind permanent. Wind sagt: hier bist du, stell dich dir!
Dem steht die Zugmentalität gegenüber, die ich so nur von unserem Land kenne. Kaum ist ein Fenster gekippt, wird der Ruf laut „Es zieht!“ In anderen Ländern sitzen Menschen im krassen Durchzug ohne jeden Schal, ohne Nierenwärmer und diverse Windschutzmaßnahmen und meckern nie über Durchzug. Offenbar gefährdet bewegte Luft unser heimisches Menschenleben. Sofort bricht dann die hypochondrische Ader im Land auf – wenns zieht, wird man krank. Dann folgt die Ausrüstung, so der Zug nicht abgestellt werden kann: Schal. Jacke. Wolldecke. Zweite Wolldecke. Socken. Dicke Socken. Wärmflasche, in der Reihenfolge in etwa. Erstaunlich, dass so viele Cafés inzwischen ganzjährig Terrassenbetrieb haben, das geht nur, weil an jedem Tisch ein Heizstrahler installiert ist und Fleecedecken (nichts anderes reicht aus), Wollpolster und feste Rückenlehnen für das gute Gefühl sorgen, nicht im Zug zu sitzen. Als man beim Bahnfahren noch die Fenster aufmachen konnte, erlebte man, dass man im Zug Zug ausgesetzt sein konnte – herrlich! Heute geht das nur noch bei 35 Grad Sommerhitze in der Straßenbahn und auch da höre ich „Nein! Nur die Fenster links, sonst zieht es!“
Nehmen wir ruhig den Wind wahr, wie er uns anweht. Werden wir uns bewusst, dass Wind wie Erde, Feuer und Wasser zu den Elementen zählt, auf die wir massiv Einfluss haben durch unsere Lebensweise. Wind weht weg, was keine Wurzel mehr hat. Wurzeln wir also, wenn uns nichts wegwehen soll.
Allen einen bewegten Merkurtag.