Ein riesiger Mond stand heute Nacht am Himmel. Theoretisch, denn als er besonders groß und schön war, stapelten sich die Regenwolken. Auf Fotos habe ich gesehen, wie schick der Mond war. Nun – wir hatten dafür sehr schöne dunkle Wolken. Später, als der Mond schon lange weitergewandert und kleiner war, leuchtete er fröhlich am Nachthimmel.
Die Tage sind voller Herausforderungen der spannenden Art. In einer Praxis wird man mit vielen verschiedenen Themen konfrontiert. Manche sind vertraut, andere fremd. Immer sitzt mir ein Mensch gegenüber, der in seinem Kummer, seinen Fragen gesehen werden möchte. Ob das die Sorge um ein schwerbehindertes Kind ist, die zerbrochene Liebe, die tiefen Fragen ans Leben, ausgelöst durch Todesfälle und andere wachrüttelnde Erlebnisse – immer ist da ein Mensch, der letztlich um die Frage ringt: Was ist der Sinn meines Lebens?
Gibt es eine bessere Frage? Sie führt uns genau zu dem Punkt, an dem wir uns entschieden haben, auf diesem Planeten eine Runde zu drehen, weil wir eine Aufgabe zu erledigen haben. Die Japaner haben dafür ein feines Wort: Ikigai, mein Grund, morgens aufzustehen. Oft denken wir, das müsse was ganz Großartiges sein, doch Ikigai kann alles sein, was wir mit Liebe, Leidenschaft, Freude und Begeisterung tun und vor lauter Üben darin besser und besser werden. Nichts ist besser oder schlechter, sondern: mit welcher inneren Haltung mache ich etwas? Dann generiere ich Sinn, dann hat mein Üben, mein Tun eine Bedeutung und ich diene dem Ganzen mit dem, was ich bin und mache.
Welchen Sinn kannst du immer wieder in deinem Leben entdecken? Welchem Ikigai folgst du? Keine Sorge, wenn du das gerade nicht greifen kannst, er geht dir nicht verloren, manchmal ist er nur versteckt vor lauter Alltagsrennerei. Dann geh in die Stille, nach innen, lausche und erlaube dir, wahrzunehmen, was aufscheinen mag.
Einen freundlichen Merkurtag!
Danke an Steffi für ein abermals grundgenial farbstarkes Foto!