Aussichten – manche sind schön, andere werden „wenig rosig“ genannt. Uns Menschen sind Aussichten wichtig, denn sie sind zum einen mit Hoffnung verknüpft (die Aussichten stehen gut) oder mit Weite (Fern-, Übersicht). Nachdem nun in den meisten Bundesländern Ferien sind und dieses Jahr vieles anders sein sollte, aber nicht ist, werden wir mit anderen Aussichten konfrontiert. Wer jetzt vielleicht landschaftlich noch tolle Aussichten hat und genießt, kehrt vielleicht heim und hat unerwünschte Mitbringsel, die zu schlechteren Aussichten für viele führen könnten.
Vernunft wäre das Gebot der Stunde. Ich kann verstehen, dass Menschen gern reisen und der tiefe Wunsch nach Erholung vorhanden ist. Viele haben weder Garten noch Park oder Möglichkeiten, aufs Land in der Nähe zu fahren. Dass da die Sehnsucht nach der Ferne groß ist, ist nachvollziehbar. Es ist die Frage, ob wir gerade als Kollektiv im Moment richtig handeln oder manches falsch eingeschätzt haben könnten. Bislang hielt ich die wirtschaftlichen Folgen für den Herbst für beachtenswert, nun kommen andere Fragestellungen erneut in den Blick.
Allen Urlaubern gönne ich jede Feriensekunde, jeden Strandmoment, jede Auszeit. Ich würde mir wünschen, dass eine erneute Beschäftigung mit der Pandemie an sich anstatt mit ihren leider noch ins Haus stehenden Folgen nicht notwendig wird. Die Frage ist, was wir aus den Frühjahrserfahrungen gelernt haben und Viren richtig einschätzen, denn sie sind fix in der Anpassung und Veränderung, das unterscheidet sie von manchen Menschen.
In der Praxis werde ich jeden Tag mit den Folgen der Pandemie konfrontiert. Es gibt ein Vorher und ein Nachher, aber kein Zurück. Das vergessen wir gerade ein wenig. Ich sehe das jeden Tag und es ist tiefgreifend.
Allen Urlaubern schöne Ferien mit Erholung in dem Rahmen, der möglich ist. Allen, die nicht wegfahren können – machen wir das Beste daraus. Auf Schusters Rappen durch die eigene Heimat zu gehen zeigt uns oft, weshalb Menschen aus anderen Regionen bei uns Ferien machen. Wir haben viel zu entdecken, das direkt vor unserer Türe liegt. Jenen, die durcharbeiten – Danke. Es macht Sinn in diesem Jahr, die Welt mit neuem Blick zu betrachten und mit den veränderten Koordinaten unseres Systems umzugehen.
Ob uns das gefällt oder nicht, besteht die Kunst im Leben oft darin, die Dinge zu nehmen, wie sie sind und zu versuchen, damit klarzukommen. Es wird wieder viel mehr die eigene Kreativität, die Kraft unserer Phantasie gefragt und die Fähigkeit, die den Menschen auszeichnet – Menschlichkeit. 2020 brauchen wir dazu eine gehörige Portion Besinnung darauf, wie wir uns selbst gut aufstellen, uns körperlich und vor allem mental gut versorgen, um für die nächsten Monate gut gerüstet zu sein. Nutzt die Ferienzeiten dazu. Wann, wenn nicht jetzt? Und wer, wenn nicht du?
Einen schönen Wochenteilungstag allen.
Die Morgenstimmung hat Theresa 2019 irgendwo auf dem Jakobsweg eingefangen. Danke dafür.