Sich auf die Zukunft vorbereiten empfiehlt Perikles. Wie gelingt das? Vielleicht mit dem Lösen von Erwartungen, wie sie auszusehen habe. Ich halte es für bedeutsam, dass man weiß, an welchen Stern man seinen Lebenskarren hängen mag, wie es da Vinci als Aussage zugeschrieben wird. Gemeint ist damit die Vision, welcher der Mensch im Leben folgt. Die ist ein sehr hohes, übergeordnetes Thema und daraus resultieren dann Ziele, die ich erreichen kann. Sie dürfen eine gute Herausforderung sein, sonst ist uns schnell langweilig, aber nicht so schwer sein, dass Scheitern vorprogrammiert ist. Und dann gibt es noch das Unerwartete. Das, was von außen geschieht und nicht in unserer Hand liegt. Wir können das Verhalten anderer Menschen nicht einschätzen. Ebenso wenig wissen wir, wie das Wetter wird, ob es weitere Pandemien oder weltweite Stromausfälle gibt, wir uns schlagartig verlieben oder krank werden, Kinder bekommen oder Großeltern werden – all das liegt nicht in unseren Händen und kann von uns auch nur mit einem flexiblen Innenleben beantwortet werden. Wer aber eine sture Vorstellung hat, was wo wie zu sein hat, scheitert rasch und resigniert.
Die beste Investition, die meiner Meinung nach von einem Menschen getätigt werden kann, ist Bildung. Nicht unbedingt das Wissen, das ich auch nachschlagen kann, sondern Herzensbildung. Ein anderes Wort wäre Charakter. Er basiert auf unseren Werten, die sich im Feuer des Lebens immer wieder umschmieden lassen, sich verändern und bearbeitet werden möchten. Er basiert auch darauf, wie wir mit dem, was uns widerfährt, umgehen. Wachsen wir an Herausforderungen oder gehen wir in die Überforderung? Können wir lernen, Probleme zu lösen und so im Vertrauen sein, dass bei künftigen Problemen auch eine Lösung kommt (das wäre die sogenannte Mastery experience, das Vertrauen, dass uns was einfallen wird)? Oder erwarten wir stets den worst case und bekommen auch genau den, damit unsere Erwartungen auch gut erfüllt werden?
In seine eigene Entwicklung zu investieren ist kein Egoshooting, sondern vernünftig. Wer gut in sich ruht, sich vertraut, seine Fähigkeiten, Stärken und Besonderheiten ebenso wie seine Schwächen kennt, steht anders in den Wellen des Lebens. Er kann surfen, ans Ufer gehen oder sich einfach auch mal treiben lassen, weil er weiß – ich hab den Kompass in der Hand. Ich kann segeln und weiß, wo es langgeht von der groben Richtung her.
Was sehe ich in diesem Jahr? Rumgedümpel. Jeder geht auf Warteschleife Marke „och, wenn ich jetzt was anfange und es kommt der nächste Lockdown“ oder „wozu investieren, lohnt ja eh nicht mehr“ und anderes. Oder es wird gejammert. Wegen ausgefallenem Urlaub (das scheint die größte denkbare Katastrophe zu sein. Nach wie vor denke ich: Wenn dein Leben so bescheuert ist, dass du nur für den Urlaub lebst, wäre es da nicht irgendwie intelligent, für ein besseres Leben zu sorgen anstatt alles in vier Wochen Abhauen zu investieren mit dem Wissen, dass die Erholung laut Statistik in exakt DREI Wochen aufgebraucht ist?). Wegen Chaos. Sorgen und Nöten.
Es gibt unfassbar viele hoch berechtigte Sorgen und Nöte, allem voran Gesundheit. Auch da bin ich aber als mündiger Mensch zum größten Teil in der Eigenverantwortung. Es liegt an mir, ob ich ausreichend schlafe, mich vernünftig ernähre (das ist keine Geldfrage), meine Gedanken freundlich und gelassen halte, nicht an Chefs, Kollegen oder meiner grauenhaften Vergangenheit oder der grauenhaften Zukunft. Und wenn mir meine Arbeit nicht passt, ist es doch ebenfalls meine Aufgabe, das zu verändern! Dann qualifiziere ich mich für etwas anderes oder lerne, das, was ich habe, zu lieben, das findet in meinem Kopf statt und wird mir nicht serviert von außen.
Deshalb wäre es schön, wenn wir uns auf gute Weise in den Fokus nehmen: Wo gibt es Verbesserungsmöglichkeiten in den Bereichen Bewegung, Ernährung, Schlaf, Lebensfreude, Gemeinschaft? Auf welche positive Zukunft möchte ich mich konzentrieren? Wie viel Ablenkung erlaube ich mir in meinem Alltag und was nutzt mir das? Entspannung ist super. Fernsehen und stundenlang Daddeln oder in den asozialen Medien unterwegs sein ist keine Entspannung, es ist Stress fürs System. Wir haben ganz schön verlernt, auf unsere gute innere Stimme zu hören. Im Herbst starten wir einen Kurs, der gegen Nervosität, Verzettelung und Chaosdenken stark macht. An vier Wochenenden werden wir uns auf den Weg in die innere Mitte begeben. Wer mitmachen möchte, ist herzlich willkommen, schaut mal hier: https://www.seelengarten-krokauer.de/mittefinden/
Allen einen guten Wochenteilungstag!
Dieses wunderbare Foto hat Steffi gemacht. Ich danke dir sehr!