Manchmal ist man sehr froh, wenn ein großes Projekt erstmal abgeschlossen ist. So ging es uns mit dem Garten. Einmal sind wir nun durch die Wildnis durch und wir können mit Fug und Recht sagen – es war Millimeterarbeit. Kaum waren wir fertig und durchwanderten froh die Wege, erblickte das Auge jede Menge, das erneut bearbeitet sein mag. So ist das im Garten und er ist ein gutes Beispiel, wie es im Leben oft ist. Wir sind nie mit etwas fertig, weil das Leben ein Prozess ist und sich dauernd etwas ergibt.
Das zweite Projekt, das vorerst ein Ende gefunden hat, ist das Aufnehmen der Videos für die Ausbildungsgänge in den Bereichen, die man per Video vermitteln kann. Bis Muttertag inklusive ist alles im Kasten und muss noch geschnitten und bearbeitet werden, aber gefilmt ist alles nach derzeitigem Stand zu Schulöffnungen. Als die letzte Klappe gefallen ist, haben wir uns erstmal mit einem Kaffee hingesetzt und Bilanz gezogen.
In wenigen Tagen von „null Ahnung vom Filmen“ auf „alle Kurse sind online“. Von „totaler Saustall“ im Garten auf „geht so“. Wir haben uns mit Themen befasst, die zwar schon auf unserer 2020-Liste standen, aber nicht so fix. Jetzt mussten wir ins kalte Wasser springen und wir haben festgestellt: wenn es darauf ankommt, können wir uns auf unsere Funktionsfähigkeit verlassen. Wir sind dann echt gut unterwegs, da haben die Tage auch mal 20 Stunden und laufen, weil wir wissen: jetzt gilt es.
Vieles ist auf guten Wegen. Weit entfernt von perfekt, aber wir haben das Beste aus der Situation gemacht, was uns möglich war. Das ist etwas, worauf wir beim Kaffeetrinken auch mal stolz waren.
Zusätzlich haben wir es geschafft, jeden Tag mehrere Fenster freizuschaufeln für Fortbildungen und wir haben unsere Meditationszeiten ausgedehnt. Es gehörte bisher zu unserem Tagesprogramm, nach dem Aufstehen den Seelenkalender von Rudolf Steiner mit dem Wochenspruch zu lesen, seine Gedanken zum jeweiligen Tag und dann Raum für Meditation zu haben, das haben wir ausgebaut. An manchen Tagen haben wir überlegt, ob wir was streichen zugunsten einer Stunde mehr Schlaf, merkten aber schnell, dass wir das gar nicht brauchten.
Es gab Momente, in denen wir durch die allgemeine Lage restlos aus dem Tritt gekommen sind. In denen wir dasaßen und nur dachten – und jetzt? Da half uns die Besinnung darauf, dass wir schon mehr als eine Krise durchgestanden haben. Viele Entscheidungen getroffen haben, die wirklich krass waren und so ganz gegen „Vernunftargumente“ und das meistens gut war. An manchen Tagen mussten wir darauf verzichten, Nachrichten zu hören oder im Netz zu surfen, weil uns das zu viel wurde. Wir stellten fest: es ist besser, bei sich zu bleiben, sich innerlich immer wieder neu einzumitten, mit erbaulicher Literatur zu befassen, ohne Ende Bach zu hören oder dem Zwitschern der Vögel über unserem Kopf zu lauschen.
Die Nachbarn wunderten sich, warum wir frühs um halb 6 im Garten herumkrauchten, was einfach erklärt ist – da gibt es keine Grasmilben, es ist nicht heiß und vor allem haben wir in aller Ruhe vor der normalen Arbeit unsere Gartenarbeit tun können, staunend begleitet vom Wechsel des Lichts, der aufgehenden Sonne, der Amsel, die Punkt 6 Uhr lossingt und mit der besten Luft des Tages.
Es waren heftige Wochen. Wochen, in denen wir unendlich viele Momente der Dankbarkeit hatten. Wir waren dankbar für das Training, das uns das Leben in so vielen Jahren hat angedeihen und uns besonnen hat reagieren lassen. Dankbar für die Möglichkeit, die Schüler gut zu versorgen, die das sehr wertschätzen. Dankbar dafür, viele Menschen zu kennen, die ein Netzwerk der Liebe und der Güte bilden, das trägt. Dankbar, kluge Menschen im Umfeld zu haben, die Vorbilder sind. Dankbar für die Momente, in denen andere gerade dann das Richtige gesagt und getan haben, wenn wir nicht mehr weiterwussten. Dankbar dafür, dass unser Leben ein Geschenk ist.
Wir wissen nicht, was die nächsten Wochen bringen werden. Wir glauben fest daran, dass Wahrheit ihren Weg findet, dass Liebe, Demut, Güte und Freude die Werte sind, die uns tragen und voranbringen. Wir wünschen allen, dass sie gesund in die neue Woche starten voll Vertrauen auf die Leistungsfähigkeit ihres Immunsystems, ihre Anpassungsfähigkeit und vielleicht mit einer neuen Toleranz, denn Vielfalt macht bunt und lebendig.
Steffi hat ein Foto gemacht, das wie ein Symbol ist – eine Brücke führt in Neues und darüber wölbt sich eine Kathedrale aus frischem Frühlingsgrün. Danke für dieses herrliche Bild!