Pause machen

Pausen – der Gegenpol zu unserer oft hektischen Geschäftigkeit. Die meisten von euch kennen die Geschichte von Jorge Bucay über den Holzfäller, der vor lauter Bäumefällen vergaß, die Axt zu schärfen und deshalb immer weniger zustande brachte. Axtschärfen meint für uns Pausen, die Zäsuren.

Oft höre ich in der Praxis: Ich habe keine Zeit für Pausen. Kann man machen. Langfristige Folge: der Körper nimmt sich die Zeit für die Pause, weil er permanent überhört wurde, oder, so die Seele die Sollbruchstelle des Systems ist, die Seele zwingt den Menschen eine Pause einlegen, die wesentlich länger und heftiger ausfällt als die Person sich das je hat vorstellen können.

Pause hat viele Aspekte: Manchmal bedeutet es, dass jemand einfach mal ausschlafen muss, damit er wieder in die Kraft kommt. Oder man mal aus seinen vier Wänden muss, bevor der Budenkoller kommt, was wir in diesem Jahr durchaus beobachten können. Wer jetzt von daheim aus arbeitet, hat oft keinen angemessenen Arbeitsplatz für die richtige Haltung (Rücken! Am Esstisch das Laptop ist nicht in allen Fällen sinnvoll. Stellt es euch auch mal in ein Regal oder auf ein Stehpult!) und bemerkt mit den Monaten, dass Arbeiten und Leben ineinanderfließen.

Ich habe meine Praxis bei mir im Haus. Da muss ich sehr bewusst darauf achten, dass das eine „Arbeit“ und das andere „privat“ ist. Das gelingt mit Ritualen. Wenn ich die Praxistür schließe, gehe ich sehr bewusst mit jeder Treppenstufe in den privaten Bereich hinein und lasse alles aus der Praxis auch innerlich los. Sonst bin ich 24 Stunden bei der Arbeit, das geht nicht. Und gehe ich in die Praxis, werde ich mit jeder Treppenstufe weniger „privat“.

Pause kann bedeuten, Stille endlich wieder wertschätzen. Den Ohren Ruhe, Naturgeräusche oder gute Musik gönnen. Nicht immer auf Input stellen, sondern sehr bewusst länger aus- als einatmen. In der Natur sein und durchschnaufen, sich durch Laufen wieder Klarheit ins Gehirn einzuladen. Pause kann sein, ein Brot zu backen, achtsam zu putzen, zu bügeln. Etwas anderes machen als sonst kann eine tolle Pause sein, für manche würde das bedeuten: zu bemerken, dass nichts Negatives geschieht, wenn sie mal nichts machen. Pause heißt, bewusst meine Batterien wieder aufzuladen. Wer das nicht tut, schärft seine Axt nicht und wird die Resultate gnadenlos vom Leben serviert bekommen.

Am Sonntag bleiben viele Kinder unbesucht, weil die Nikoläuse nicht so umherspazieren können wie sonst. Da müssen wir einfach Hunderte von Wichteln auf den Weg schicken, die den Nikolaus unterstützen. Jeder von uns hat Menschen im Umfeld, denen es nicht so gut geht. Kannst du ihnen etwas vor die Türe stellen? Eine Karte in den Briefkasten stecken? Oder für dich selbst: Deinen Pausentag um einen verlängern und mal achtsam eine Clementine schälen, das ätherische Öl der Schale bewusst genießen, die gute Laune-Farbe anschauen und den Geschmack in aller Ruhe auskosten? Wo kannst du heute Menschen etwas zukommen lassen, das ihnen hilft, durch die dunklen Tage des Winters zu kommen? Und dir selbst? Ein Bad? Ein gutes Buch?

Wir wünschen allen ein schönes zweites Adventswochenende. Macht Pause. Ruht euch aus. Alle sind von diesem Jahr erschöpft, viele berichten, dass sie schon um 20 Uhr im Bett liegen. Tut das, wenn es nötig ist. Wir brauchen eine gute Selbstfürsorge, um gesund und in unserer Mitte bleiben zu können. Macht es euch gemütlich.

Hörtipp: 4:33 von John Cage. Viel Vergnügen.

 

Dilek hat das Foto in Vaihingen gemacht, DANKE!

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