Pflegealltag

Irgendwas ist immer. Der Rollstuhl klemmt. Für den Winter brauchen wir einen passenden Fußsack. Vom Pflegebett fallen Belagscheiben runter, die sind eher für stillliegende Menschen gebaut als für sich wie ein Hamster permanent drehende und bewegende, lästiger Konstruktionsfehler. Windeln gehen zu Ende, die Katheterbestellung steht an, die Spritzaufsätze für die Zuckerspritzen werden ebenso benötigt wie die Medikamente und die nächsten Sensoren fürs Messen. Socken haben Löcher, Gummizüge sind gerissen, die sind heute eingenäht und das Teil muss weg, Vergeudung pur. Die bestellten Schlafanzugshosen für den Herbst sind viel zu lang (weil ein Windelpaket mit reinmuss, muss eine große Größe bestellt werden), Bekleidung für Menschen mit dicken Windelpaketen findet man wenig. Am Polohemd löst sich die Naht auf. Ich finde keine dicke Winterjacke, die jemandem passt, der oben breit, unten schmal ist und im Rollstuhl sitzt. Eine Mütze für Kopfumfang 70 cm ist nicht im Laden zu haben.
Das Besorgen von Kleidung, Medikamenten, Windeln, Kathetern und allem, was man braucht, ist ein Fulltimejob. Ich habe aber schon einen. Für Menschen, die keine Ahnung vom Pflegen haben, ist es nicht vorstellbar, was es alles an Aufwand braucht, um jeden Tag gut versorgen zu können und wie schwierig es geworden ist, alles zu beschaffen – wochenlange Lieferzeiten, überlastete Hotlines, Kampf mit Kassen um Übernahme von Kosten zerren an den Nerven, die man für die tägliche Belastung besser einsetzen könnte. Alles kostet Zeit. Da sitzt er geduldig, freut sich, wenn das Essen serviert wird, man zwischendrin ein Puzzle mit ihm macht, mit ihm spricht, singt, ihm die Haare kämmt, weil er das sehr mag. Dafür würde ich lieber meine Zeit einsetzen als für den gesamten Orga-Mist. DAS ist das Problem beim Pflegen, nicht die Menschen, die gepflegt werden müssen.

Montessorispielsachen machen Spaß.

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