Pflegefakten

Pflege – überwiegend weiblich. Oft reduzieren pflegende Frauen ihre Arbeitszeit, weil Pflege neben Haushalt und Vollzeitarbeit, je nach Pflegeaufwand, nicht ansatzweise möglich ist. Damit reduzieren Frauen ihre künftige Rente, sie geraten oft in Isolation und Einsamkeit, ernähren sich durch den Stress schlechter, schlafen vor allem bei der Betreuung dementiell veränderter Personen kaum und treiben weniger Sport, also können sich nicht mehr im Maß wie zuvor um ihre eigene Gesundheit kümmern. Auch bei Unterbringung in Heimen leisten pflegende Angehörige anteilig Dienst, vor allem an den Wochenenden.

Der Personalnotstand in der Pflege ist vielen nicht bewusst: 2022 kamen auf einen Menschen mit 85 Jahren 7 Menschen zwischen 50 und 64, 2056 wird das Verhältnis 1:3 betragen. Das bedeutet, dass auch innerfamiliär nicht mehr gepflegt werden kann, weil niemand mehr dafür da ist. 80 Prozent der zu Pflegenden sind Senioren. 5 Millionen Menschen sind pflegebedürftig bei uns. 49 Stunden Aufwand sind statistisch bei einer Vollpflege aufzuwenden. Zusätzlich zum Beruf (was immer dann noch möglich wäre), Haushalt und dem „eigenen Leben“.

Das sind nur einige Fakten. Wir sprechen noch nicht über gigantischen Aufwand mit Versicherungen, Krankenkassen, Ämtern aller Art, bürokratischer Irrsinn ohnegleichen, Dokumentation und stundenlanges Hängen in Warteschleifen, um Hilfsmittel zu ordern, die falsch geliefert werden und man mühsam Pakete rückzusenden hat auf dem Dorf, in dem die Post nur zu ausgewählten Zeiten geöffnet hat. Willkommen in deiner Zukunft, denn auch du wirst alt und eventuell pflegebedürftig.

Pflege ist für die zu Pflegenden überlebenswichtig. Pflege kann der Alptraum sein und doch kommt unglaublich viel von den Menschen zurück, die gepflegt werden. Häusliche Pflege gehört neben Kindererziehung zum Anstrengendsten und Herausforderndsten, was man tun kann. Im Gegensatz zum Kind weiß man in der Pflege, dass die Dinge langfristig nicht besser und leichter, sondern schwerer werden. Ein Ende ist da nicht absehbar.

Pflege und Kindererziehung dürfen nicht zu Lasten von pflegenden Frauen und Männern gehen. Es sind Dienste an der Menschheit und umfangreiche Managementberufe, die Fachkenntnisse auf vielen Gebieten erfordern. Es ist Aufgabe der Gesellschaft, erziehende und pflegende Menschen angemessen zu entlohnen und zu unterstützen. Häusliche Pflege und Kindererziehung sind Vollzeitberufe mit enormer Belastung. Sie verdienen Respekt, Anerkennung und Ausgleich wie jede andere Arbeit auch.

 

 

Frühstück. Das Auge isst mit. Menschen, die gepflegt werden, brauchen schöne Dinge, damit genug Freude in den Alltag kommt.

 

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