von Auffenberg irrt aus meiner Sicht, wenn er schreibt, dass ein Pilz für sein Wachstum nur eine Nacht braucht. So scheint es uns beim Anblick des überirdischen Pilzteils, doch in Wirklichkeit lebt der Pilz viele Jahre unterirdisch mit unglaublich weiten Vernetzungen, manchmal bis zu mehreren hundert Metern. Pilze sind das zweite Internet (das erste ist das, was die alten Schriften Brahman, das Urmeer, die „Quantensuppe“ nennen), das menschengemachte Internet ist erst viel später entwickelt worden.
Pilze sorgen für Kommunikation und zwar fix. Sie vermitteln zwischen den Bäumen Botschaften, die den Riesen helfen, sich vor Fraßfeinden und ähnlichem zu schützen. Es findet nicht nur Austausch von Informationen statt, sondern auch von Nährstoffen und vielem mehr. Der Wald ist ein System, das sich gegenseitig stützt, trägt, nährt und hält, wenn man es lässt. Wie alle Systeme ist der Wald auf Homöostase ausgelegt, auf Gleichgewicht und wenn es ein natürliche Wald ist, dann ist er gemischt, Monokulturen kennt die Natur nicht, das wäre sehr dumm, denn jede Monokultur ist die perfekte Einladung für den Schädling. Mischkulturen überleben, weil der Schädling spezialisiert ist.
Wir könnten jede Menge lernen, wenn wir hinschauen und würden dann erkennen, wie wichtig es ist, dass eine Gemeinschaft auf Vielfalt beruht, denn Vielfalt schützt und gibt die Möglichkeit, viele verschiedene Blickwinkel am Start zu haben. Für uns Menschen ist das wie eine Bedrohung, Fremdes macht Angst, dabei weitet es den Horizont und aufgrund der Vielfalt an Hintergründen, Erfahrungen, Kenntnissen und Fähigkeiten können so andere Lösungen entwickelt werden – wenn man sich darauf einlassen kann.
Während ich mich so nach und nach durch meine Quittenberge arbeite (ein Ende ist absehbar) und das gesamte Haus nach Quitten duftet (es gibt keinen schöneren Duft auf dem Planeten!), habe ich Zeit zum Nachdenken. Es ist still, die Hände arbeiten. Der Geist wechselt zwischen der Aufmerksamkeit auf die Quitten (reiner Selbstschutz, die sind so hart, wer da nicht bei der Sache ist, hat schnell das Messer in der Hand stecken) und dem, was alles bedacht werden mag. Da ich immer gleich für mehrere Entsafterrunden schnipple, merke ich, wie das Switchen zwischen Quitten und dem Wirrwarr im Kopf nachlässt und es immer besser gelingt, bei der Quitte zu bleiben. Ich liebe die Form, den Geruch, den Flaum, der mit der Bürste abgerieben wird.
Ich staune jedes Mal, denn in der Naturkosmetik wird auch Quittenwachs verwendet – wie mühsam ist es, das zu gewinnen! Ich erkenne erst in der Stille, dass die Quitten nie angefressen werden von Vögeln oder Insekten, dass sie also Meister des Schutzes sind und mir das eine Menge über das Wesen der Quitte sagen kann. Ich verstehe, weshalb sie eingesetzt wird als Bestandteil von Cremes und auch für Heuschnupfen in Nasensprays.
Wir haben verlernt, genau hinzuschauen und das Wesen von Pflanzen zu erleben. Wie schön, dass eine Abschlussarbeit am Wochenende Heilpflanzen als Thema hatte und es auch darum ging, wie Pflanzen und Planeten zusammenhängen. Nicht nur die Pflanzen, sondern alles Leben auf der Erde wird vom Kosmos beeinflusst, nicht nur, wenn wir unser Horoskop lesen, wird uns das bewusster. Bei Goethe heißt es: „Wie an dem Tag, der dich der Welt verliehn, die Sonne stand zum Gruße der Planeten …“ und „Urworte orphisch“ endet so: „Und keine Zeit und keine Macht zerstückelt/Geprägte Form, die lebend sich entwickelt.“
Welche Planetenkräfte, welche irdischen Einflüsse haben dich geprägt? Und was bedeutet das für die lebendige Entwicklung des Menschen, der du werden willst?
Allen einen wunderschön beweglichen Merkurtag.
Nicht aus dem Rahmen gefallen ist Maikes Foto aus den Bergen. Danke dir dafür!