Gestern schlug mir ein Klient vor, mein Türschild in „Rettungsleidstelle“ zu ändern. Auch ein Plan, nur rette ich leider nicht vor Leid, ich unterstütze lediglich darin, damit umzugehen. Nein, nicht mit Leid, das uns widerfährt, darin spräche sich aus, dass ich Opfer von Umständen im Außen bin. Klar, auch das ist möglich, dass ich zur falschen Zeit am falschen Ort bin und schlimme Dinge geschehen. Vielleicht erfahren wir irgendwann, dass genau das in dem Moment die Aufgabe war, wer weiß.
Wie gehen wir mit Leid um? Indem wir uns klarmachen, dass gerade eine sehr schwer zu bewältigende Last auf uns liegt und wir deshalb müde, traurig, hilf- und ratlos sind, wütend, weinen oder wegrennen wollen. Indem wir die Situation versuchen anzunehmen, was Zeit braucht je nach Herausforderung. Und indem wir versuchen, den allerkleinsten möglichen Schritt zu machen – eventuell können wir einen Atemzug nehmen. Dann noch einen. Das gibt uns Handlungsmöglichkeiten zurück, denn wir sehen: etwas ist machbar. Vielleicht können wir aufstehen und die Last aus einer anderen Perspektive betrachten. Jemanden fragen, der solche Situationen bereits bewältigt hat. Unseren Mastermindmodus einschalten und uns sagen: Wir haben laufen gelernt und vieles mehr. Wir werden auch das schaffen. Step by step. Wenn wir etwas machen können, ist viel gewonnen.
Irgendwann verstehen wir vielleicht, was das Learning an der Sache war. Und viel später erkennen wir eventuell einen Sinn darin, sehen unser Wachstum, unseren Mut und dass wir alle Helden des Alltags sind. Immer wieder aufs Neue. Weil wir jeden Tag das Leben wagen und das ist immer wieder spannend.
Einen wunderschönen letzten Oktobertag für dich! Mit viel Grund zur Freude und wenig Sorge.
Das Gewicht dessen, was wir tragen, ist unterschiedlich. Diese Figur im Garten der Klinik Arlesheim macht das mit Anmut.