Das Ernährungsseminar der Ayurvedaausbildung war sehr spannend. Es ist ein hochkomplexes und jahrhunderte altes System und ich bin – wie bei allen alten Systemen – unglaublich beeindruckt von der Beobachtungsgabe und Wahrnehmungsfähigkeit der Menschen früher. Was wir heute über MRTs und andere Techniken erkennen, haben sie auf feinfühlige Weise beobachtet – weil sie genau hingeschaut haben. Das vermisse ich oft in der Arbeit mit Menschen, egal wo, dieses genaue Schauen. Nicht im Sinne von „sich gruseln vor Milben im Elektronenrastermikroskop“, sondern mit dem neugierigen Kinderblick, dem Anfängergeist, der fragt: „Hey, wer oder was bist du denn? Lass mal schauen!“ Liebevoll wahrnehmen ist gemeint.
Ich schaue, wie meine Klienten gehen, sitzen, atmen. Wie schnell sie sprechen, gestikulieren, was sie anhaben und worüber sie sprechen, wenn wir noch nicht „angefangen“ haben. Ich achte auf ihre Wortwahl, ihre Stimmmelodie und ihre Hände. Alles spricht, alles formt sich zu einer Idee, einem Bild, das niemals fix ist, sondern ein „heute so“. Allein das Wahrnehmen öffnet schon einen anderen Raum, in dem der Mensch sein darf. Er hat nicht nur Störung xy, sondern er ist Mensch und der interessiert mich.
Wo kannst du heute Menschen in deiner Umgebung wahr-nehmen? Sie wahrhaftig so nehmen, wie sie sind? Und was geschieht dadurch?
Genau hinschauen – dann erst sehen wir die unfassbare Schönheit der Wesen und Dinge. Beate hat das mit dieser Blüte getan. Was wir sehen? Ein Wunder. Danke für dein Bild.