Viele Menschen haben sich durch die Wetterkapriolen erkältet. Das hat Folgen, sie entschuldigen sich permanent mit dem Hinweis, kein Corona zu haben, sondern Schnupfen. Sie erleben, dass der Rest der Welt drei Meter zurückschreckt. Man weiß ja nie. Auf dem Gehweg weichen wir weiterhin einander aus, als wären Fußgänger grundsätzlich lebensgefährlich. Ich höre ernsthaft Beschwerden, im Wald sei es wahrhaft zu voll, da laufen zu viele Menschen frei herum, man hat keine Ruhe mehr. Frage: Was ist in unseren Köpfen verrutscht?
Überforderung ist ein Hauptklagepunkt in diesen Tagen. Banale Alltagsdinge schaffen uns offenbar. Die Rückkehr ins Büro entpuppt sich als Stressfaktor, allein das Hin- und Herfahren, der Krach im Büro und dann dürfen nicht mehr als zwei in die Teeküche, der Flurfunk entfällt, Stalldienst macht also kaum mehr Spaß oder Sinn, sondern nur müde. Frage: Was ist passiert, dass wir mit ganz normalen Alltagssituationen nicht mehr klarkommen? Nur noch erschöpft sind und genervt?
Temperaturschwankungen und Dauerregen verwandeln Gärten in Tropenhöllen mit meterhohem Unkraut, zerstörten Pflanzen und Beeren, die abfallen oder schimmeln – vor unseren Augen vernichtet sich die Winternahrung und wir sind nach wie vor machtlos gegen solche Dinge. Frage: Wo bleibt unser Einsatz für Klima und Umweltkatastrophen aller Art vor lauter Pandemie?
Jeder meckert hintenrum über die Arbeit, die bescheuerte Lage und die lebensgefährlichen Mitmenschen und erzählt von der Angst, die vor dem Herbst herrscht: drohende Inflation. Vermutete Entlassungswelle. Pleitegeier kreisen. Wieder ein Lockdown würde auch die allerletzte Reserve vernichten. Schließungen, Geschäftsaufgaben und kein Land auf dem Planeten, in das man auswandern könnte, weil es alle trifft. Frage: Wann erinnern wir uns an unsere Schöpferkraft, unsere unglaubliche Kreativität und den unbändigen Lebenswillen, der allem, was lebt, naturgemäß innewohnt? Verstehen wir überhaupt noch, dass wir Gestalter unseres Lebens sind, nicht (nur) Überlebende von irgendwas?
Selbst für Berufsoptimisten und Zielvisionäre wird es schwieriger, den Kopf oben zu behalten und weiterhin felsenfest an Zukunft zu glauben. So, wie der Dattelbauer die Palme anpflanzt im Wissen, dass erst seine Enkel davon ernten werden, wie Luther noch ein Apfelbäumchen setzen wollte und Mutter Teresas Lebensregeln mit „und dennoch“ anfangen, denke ich mir: Es gab selten mehr Anlass, nach vorne zu schauen, die Verantwortung für sich und sein Leben wieder kraftvoll in die Hand zu nehmen und JENSEITS der Probleme und ÜBER die Grenzen aller Themen hinweg zu erkennen, dass wir im wahrsten Sinne des Wortes die Deadline für den Planeten und damit alles, was darauf lebt, erreicht haben.
Herzliche Einladung zu Ermutigung. Zur Rückbesinnung auf die uns innewohnende Fähigkeit, mit jedem Problem klarzukommen, weil es unsere Kreativität triggert und unsere Energiereserven weckt. Beenden wir das Gejammer und Klagen, erinnern wir uns an das, was uns wahrhaftig wichtig ist. Hören wir auf, uns wie Kleinkinder zu verhalten, die nicht bekommen, was sie wollen, fangen wir an, die Welt wieder zu unserem Heimatplaneten zu machen. Das schaffen wir nicht mit Parolen, dem Ruf nach irgendwelchen Rettern oder der Vertiefung der bereits sehr krassen Gräben und der Zementierung der Polarität, weil wir meinen zu wissen, was richtig = gut und falsch = böse ist. Lassen wir diese Dinge weit hinter uns, sie sind nicht das Niveau, das uns in die Zukunft führt, sondern toxisch. Ein Gift, das unseren Verstand vernebelt und unsere Gefühle manipuliert.
Was uns am meisten fehlt, sind Klarheit, Offenheit für neue Wege, Verlassen des Hasses und der Lagerbildung sowie ein Neustart in allem. Ein großer Schlussstrich und eine Aufarbeitung dessen, was seit geraumer Zeit Wege geht, die nicht zukunftsträchtig sind. Erinnern wir uns an unsere Menschlichkeit mit all ihren wunderbaren Qualitäten von Gemeinschaft, Fähigkeiten, Freude, Humor und gesundem (!) Menschenverstand.
Allen einen guten Donnerstag und zur freudigen Unterstützung Ursulas herrliche Sonnenblumengrüße. Danke für dein wunderschönes Bild.