Schöne Ferien allen!

Carl Spitteler beschreibt, was viele Menschen in diesen Tagen fühlen – südwärts ausfliegen ist auch fast 100 Jahre nach Spittelers Tod der Traum der meisten Menschen in den Ferien. Vielen haben das dieses Jahr endlich wieder machen können. Die Bayern sind ab Mittag in den Ferien und hoffen, dass die langersehnte Auszeit an Meeresstränden noch möglich ist.

Feste Wurzeln empfand Spitteler als wichtig und ich glaube, da können wir ihm auch zustimmen. Für uns Menschen ist Heimat etwas Bedeutsames. Damit meine ich nicht unbedingt die krachlederne Dorfromantik mit Bierkrugkopfschlagen, sondern den Ort, an dem wir im Alltag leben, der uns ans Herz gewachsen ist und wo wir jeden Baum und Strauch gut kennen.

Die Mischung aus Heimat und Ferne ist es wohl, die den meisten Menschen für ihr Leben wichtig ist. Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen, heißt es und vermutlich ist das in diesem Jahr auf eine besondere Weise wahr. Wenn man mal fort war, gefällt es einem daheim wieder richtig gut. Das gemütliche Bett! Das Besteck, wo man es erwartet. Der vertraute Lichteinfall in den Räumen. Die eigene Tasse, das Lieblingsjoghurt im Kühlschrank und der übliche Blick aus dem Küchenfenster Richtung Nachbar. Wenn das alles stimmt, ist es ein Heimatgefühl.

Das ist oft mit unserer Muttersprache verbunden, für viele ist es ein bestimmter Dialekt, der aus zufällig einander Begegnenden im Ausland sofort dicke Freunde macht. Heimat ist eine große Sache, diese Mischung aus röhrendem Hirsch bei Oma, dem Geruch nach Sauerkraut, der Geschmack von Schwarzbrot – all das kann man im Ausland schon vermissen. Wer hätte es gedacht, dass das so eine Bedeutung erlangen könnte. Da entsteht auch Wertschätzung für das, was man „daheim“ hat.

Ich finde es wichtig, dass wir vor allem jungen Menschen Zeiten ermöglichen, in denen sie fremde Kulturen und Menschen, Sprachen und Landschaften gut kennenlernen, am besten durch einen längeren Aufenthalt, um wirklich Menschen, Land und Energie zu begegnen. Touristensilos ermöglichen weder ein Gespür für die Landschaft noch eine Kenntnis der Kultur oder der Menschen, die dort leben und arbeiten.

Allen, die nun auch in Bayern in die Ferien aufbrechen eine gute Auszeit und Erholung an Leib und Seele. Mögen alle gesund nach Hause kommen und gute Energie getankt haben. Wir Daheimbleibende halten die Stellung und verarbeiten die Schätze des Gartens. Wir hüten eure Häuser, gießen eure Blumen und leeren eure Briefkästen, damit ihr ruhig fahren könnt. Wir haben Platz im Freibad und teilen uns unsere Stadt nur mit Tausenden von Touristen, in deren Städten ihr jetzt seid. In sechs Wochen ist das Karussell vorbei und alle Sehnsuchtsträume müssen erneut ein bisschen warten. Deshalb – gute Reise allen und eine gute frohe Aus-Zeit den Urlaubern.

 

Eindrücke vom Jakobsweg 2021. Danke an Theresa!

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