Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Ringelnatz hatte seine Erfahrung mit Hamburg. Ich war noch nie da und freue mich über Fotos von dort. Michel, Miniaturmuseum, Elphphilharmonie, König der Löwen, Fischmarkt, Hochwasser und Speicherstadt – das sind Schlagworte, die in meinem Kopf herumturnen und nichts mit der Stadt zu tun haben.
So ist es mit allem, was ich nicht wirklich kenne: Ich habe Ideen darüber. Sie entsprechen nicht den Tatsachen und solange ich nicht mehrere Monde in den Mokassins des anderen gelaufen bin, wie es ein Sprichwort sagt, weiß ich auch nichts über das Leben eines anderen. Weshalb also stünde es mir zu, etwas zu bewerten außer mich selbst? Und selbst da vergreifen wir uns gern im Ton, sind entweder zu freundlich oder zu kritisierend mit uns selbst.
Gestern konnte ich einen hochinteressanten Vortrag hören über das Herz, das mich seit meiner Kindheit fasziniert. Es regt mich immer auf, wenn es als Pumpe bezeichnet wird. Das mag eine seiner biologischen Funktionen sein, doch ist für mich das Herz das komplexeste Organ, das ich mir im Körper neben dem Gehirn vorstellen kann. Es hat sein eigenes Nervensystem, ist intuitiv, kann sich mit dem Kopfhirn verbinden und ein unglaubliches elektromagnetisches Feld erschaffen und wirken. Mit dem Herzen können wir Zukunft wahrnehmen und es schüttet Hormone aus, es wirkt also auch in diesen wesentlichen Körperkreislauf mit hinein.
Vieles, was mit meiner Gesundheit, meinem Wohlbefinden und der Art, wie ich mich in die Welt stelle, hat direkt mit dem Herzen zu tun. Bezeichnend, wenn wir so viele Herzerkrankungen haben, Verstimmungen und Streit im Außen – all das hat mit unseren Herzen zu tun. Eine gute Herzpflege besteht neben den Erfordernissen von Schlaf, Ernährung und genug Wasser im Körper in der Art, wie ich denke und lebe. Lebe ich aus der Liebe heraus oder triggert mich nur noch Angst?
Niemand kann vorhersagen, wie die Zukunft werden wird. Wenn das Land im Außen nun zu einer „Normalität“ zurückkehrt, gehen wir an der Realität vorbei. Wir können niemals mehr zurück und das wäre auch nicht gut. Dann hätten wir aus zwei Jahren mit Pandemie und vielem mehr nichts gelernt. Dass wir unsicher sind und nicht wissen, wie wir jetzt vorgehen sollen, halte ich für angemessen. Nicht aber, dass wir unser Herz schädigen durch Hass, durch Angst, durch Streit und Zwist. Demut heißt dienen mit oder durch Mut. Beides entsteht im Herzen, das Dienen und der Mut. Das ist ein guter Anfang in eine veränderte Welt hinein, die sich noch viel mehr und schneller weiter verändern wird.
Annemarie hat die Speicherstadt in Hamburg am Tag und in der Nacht besucht, weil sie so fasziniert war. Danke für deine Fotos! Schaut mal, wie anders die Welt wirkt am Tag und in der Nacht. Auch wir haben viele Seiten. Eine, die wir der Welt zeigen und eine eher verborgene. Welche bestimmt dich?