Stimme, Stimmung, Stimmigkeit

„Der Mond ist aufgegangen“ – ich weiß nicht, wie viele Tausende von Malen wir das als Kinder gesungen haben. Als ich klein war, war ich einige Male in Kinderheimen. Meine schönste Kinderheimzeit (und das als bekennender Meerfan) hatte ich in Fischen im Allgäu. Dort waren wir in einem gemütlichen Holzhaus untergebracht, im Hof ein riesiger Baum.

Am Abend saßen wir um den Baum herum und haben gesungen. Während die Luft vom Heugeruch erfüllt war, weil überall die Diemen standen (die Gestelle, auf denen man das Gras früher getrocknet hat), den Mond über uns, Grillen zirpten und wir kuschelten mit Wolldecken eingemuckelt auf den Bänken unter der Linde, sangen wir ein Lied nach dem anderen, bis ins die Augen zufielen nach einem langen Tag an der frischen Luft zwischen Kuhweiden, kleinen Bächen und Liegezeiten.

Bis heute liebe ich es, wenn Menschen miteinander singen! Am Johannifeuer beispielsweise oder in manchen Kursen, wenn am frühen Morgen alle versuchen, „lerchengleich“ „Ein heller Morgen ohne Sorgen“ zu intonieren und man eher den Eindruck hat, dass es bis zum hellen Morgen noch gut dauern könnte. Viele Menschen möchten gar nicht mehr singen. Das ist traurig.

Damit nehmen wir uns etwas Wichtiges weg. Stimme hat viel mit Stimmung zu tun. Wer singt, erhebt auf eine respektvolle, schöne Weise seine Stimme und muss nicht anderweitig laut werden. Singen schüttet Oxytocin aus, das Bindungshormon, weshalb es glücklich macht. Wer singt, bringt sich „in die Ordnung“, denn Lieder haben Melodien und Texte, denen man folgt. Mehrstimmig singen heißt, aufeinander lauschen. Wahrnehmen, wo die anderen gerade sind. Singen ist Danken, Lobpreisen und in sich selbst nach Hause kommen.

Froh zu sein bedarf es wenig – probiere es einfach mal aus. Singe das ein paar Mal und schau, wie du dich fühlst. Du kannst auch den „Körperzellenrock“ testen, „Jede Zelle meines Körpers ist glücklich“ – es ist tatsächlich ein Ohrwurm und wirkt. Mantren bringen Menschen seit alten Zeiten in die Mitte und stellen sie unter den Schutz der geistigen Welt. Auch das Christentum kennt Mantren wie Kyrie eleison. Das kürzeste Mantram (und vielleicht eines der wirksamsten als Heilmittel für unsere Zeit) wäre „Danke“ (und du erfindest tausend Melodien dazu).

Allen einen fröhlichen, singfreudigen Wochenteilungstag.

 

Steffi hat diesen wahrhaft atemberaubenden Himmel mit den Palmen wie Scherenschnitte in der Dominikanischen  Republik aufgenommen. Von Herzen Danke und Grüße zu dir!

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