Mehrfach hörte ich gestern in der Sprechstunde, wie müde die Klienten waren. Manche sagten, dass sie noch nie so viel geschlafen haben wie in diesem Winter, die Müdigkeit sei eher seelisch.
Müdigkeit ist um diese Jahreszeit ein häufiges Phänomen, auch jenseits von Pandemien. Der Winter ist anstrengend durch Heizungsluft, mangelnde Bewegung und relativ kohlenhydratlastige Ernährung. Deshalb macht die Fastenzeit vor Ostern viel Sinn und die Bereicherung der Nahrung durch das erste frische Grün, das längst überall sprießt.
Wir verdanken es unserer Lebensweise und unserer mentalen Ausstattung, dass wir dieses Frühjahr müder sind als sonst. Ein Jahr Pandemie mit ihren so unterschiedlichen Belastungen bis hin zur Existenzangst hat ihren Preis. Wer um seinen Betrieb fürchten muss, schläft schlecht und sorgt sich tagein, tagaus, oft kommen versprochene Hilfen nicht, sind mit einem bürokratischen Aufwand verbunden, als würde man das Land um seine Kronjuwelen berauben wollen. Menschen, die alleinerziehend Homeoffice und Homeschooling stemmen müssen und nach wie vor jeden Tag erleben, dass das WLan mit drei Kindern im Netz schon stirbt, sind einfach nur noch fertig. Familien, die sich am Montag auf Schule gefreut haben, wurden je nach Ort enttäuscht. Wer gedacht hat, einen Buchladen endlich wieder stöbernd betreten zu dürfen, stieß auf die überraschend angesetzte Click and Meet-Regelung.
Davon abgesehen gehört das chronische Müdigkeitssyndrom zu vielen schweren Erkrankungen dazu, auch Coronapatienten beklagen das im Rahmen einer postviralen Gesamterschöpfung, die nicht selten ist.
Auch wenn es für manchen zu einfach klingen mag und es nicht die alleinige Lösung für das Müdigkeitsthema ist, hier ein paar Anregungen:
Wer es gesundheitlich machen kann, darf sich an Kneippschen Wechselgüssen versuchen. Wer keinen Infekt akut hat, kann auch einen Gesichtsguss machen, hier ist super ein Kneippschlauch, den man mit einer ganz normalen Kupplung an den Duschschlauch dranklipsen kann. Belest euch, es ist nicht schwer. Auch Tautreten macht frisch, wer einen Garten hat, kann das im Moment mit Frischekickgarantie tun.
Viel trinken, vor allem klares Wasser und wer das nicht mag – Tee in allen Varianten oder warmes Wasser probieren.
Ausreichend schlafen. Wer eher zu viel schläft, sollte probieren, ob weniger wacher macht.
Bewegung, Bewegung, Bewegung! Nur Bewegung baut Stress ab und gegen Erschöpfung gibt es wenig Besseres als moderate, aber regelmäßige Bewegung.
Genau schauen, was auf dem Teller landet. Wir essen uns müde und krank. Ernährung ist zu komplex für einen schlichten Tipp, möge jeder seinen Weg finden. Weniger ist mehr und Fasten hilft bei vielem.
Mir am wichtigsten ist Begeisterung, Freude und sich erwärmen für Dinge, die einem Herzensangelegenheiten sind. Wenn wir etwas haben, das uns morgens regelrecht aus dem Bett kickt, ist es mit der Müdigkeit einfacher. Sie ist dann nicht weg, aber wir merken sie weniger. Draußen ist eine Welt voller Herausforderungen, die ist nach wie vor am Sterben und unser Auftrag lautet, sie zu retten. Ich glaube, für jeden findet sich etwas, dem er mit Begeisterung folgen kann.
Wer daheim sitzt und wartet, dass irgendwer vorbeikommt und einen aus dem Bett holt, wird merken, dass dem nicht so ist. Es kommt nicht auf Siebenmeilenstiefel an. Es reicht ein einziger kleiner Schritt jeden Tag raus aus dem Schlummersessel ins richtige Leben, denn das findet täglich 24 Stunden statt. Daran ändert auch eine Pandemie nichts.
Wer gerade vor lauter Arbeit nicht mehr weiß, wo ihm der Kopf steht – holt euch Unterstützung und gebt Laut. Was mangelhafte Kommunikation angeht, erleben wir gerade im großen Stil die Auswirkungen, deshalb lasst es uns im Kleinen ein wenig besser machen. Viele könnten helfen, weil sie derzeit noch unterfordert sind und andere schaffen es nicht mehr, hier kann nur Austausch helfen.
Allen einen hoffentlich freudigen Jupitertag mit bestmöglichem Nachtschlaf, einem guten Aufwachen und tagsüber ganz viel freundlichem Input, damit eure Stimmung stabil bleibt. Glück ist eine Entscheidung im eigenen Kopf.
Danke an Ursula auch für dieses Foto!