Trauma

Manchmal ploppen bei Menschen, oft durch äußere belastende Ereignisse ausgelöst, Starremomente auf, die sie sich nicht erklären können. „Wie eingefroren“, „unfähig, etwas zu tun“ bei gleichzeitig innerer Unruhe, ohne zu wissen, was der Auslöser ist. Sie fühlen sich abgeschnitten von ihren Empfindungen, Leere macht sich breit. Einsamkeit triggert das Gefühl von Verlassensein, Angst entsteht dadurch, Seelennot, denn das System übersetzt Einsamkeit oft mit „dich mag niemand“. Das ist ein Gefühl, das niemand möchte und den meisten, die es schildern, ist es „vertraut“, „uralt“, „kenne ich, solange ich denken kann“. Um dem Gefühl zu entgehen, springen manche in einen Aktionismus, werden Workaholics, andere betäuben sich mit Alkohol oder anderen Drogen, wieder andere werden aggressiv, doch weil man nicht im Außen wütend sein darf, verletzt man sich eben selbst.

Heute wissen wir, dass das Traumafolgen sind. Traumata müssen nicht die ganz großen, krassen Ereignisse sein, sehr häufig ist es die ständige Alltagstraumatisierung, die für viele Kinder Realität ist: abgeschoben, nicht gesehen, ruhiggestellt, angebrüllt, mit körperlicher Gewalt konfrontiert, gedemütigt, auf vielfältige Weisen missbraucht. Der tägliche Irrsinn, den das Kind für „normal“ hält, weil es das nicht anders kennt und das deshalb denkt, seine Gefühle oder Verhaltensweisen seien falsch. So trennt sich der Mensch von sich selbst ab, seinem Fühlen, seinem Körper und „vergisst“, dass er einmal „ganz“ (im Sinne von whole/heilig) war.

Unter dem Traumamenschen jedoch schlägt das Herz des gesunden Menschen, das sich bisher in diesem Leben nicht wirklich ausdrücken konnte, keine Beziehungen aufbauen konnte, in dem der gesunde Mensch authentisch in die Welt treten durfte.

Die Ereignisse der letzten fast drei Jahre offenbaren eines: Wir haben eine humanistische Krise. Wir sehen „das Problem“, aber nicht den Menschen. Es ist Zeit, sich wieder dem gesunden(den) Menschen und gesunden sozialen Systemen zuzuwenden – gemeinsam schaffen wir es, zu den verletzten Seelen durchzubrechen, die auf Hilfe warten. Gemeinsam schaffen wir es, uns angemessen um Kinder, kranke, behinderte und alte Menschen zu kümmern, indem wir ihre Bedürfnisse wahrnehmen und uns klarmachen – das, was den Menschen auszeichnet, ist sein Menschsein. Sonst nichts. Menschsein bedeutet, sich seines Herzens bewusst zu werden, sich mit seiner Seele zu verbinden.

Allen einen tatkräftigen Dienstag.

 

Kichari wärmt in diesen Tagen, wenn es draußen kalt ist.

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