Türchen 1

 

Sebastian Kneipp wurde vor 200 Jahren in Stephansried geboren, einem kleinen Weiler im Allgäu, nicht weit von Ottobeuren entfernt. Winzig ist der Ort. Hügelige Weiden mit Kühen darauf findet man heute vor, ein Minikirchlein, wenige Häuser und viel Glockengebimmel von den Tieren. Hier ist er aufgewachsen, der Webersohn, in tiefster Armut. Sein Traum: Priester werden. Chancen dazu: null. Was macht der Knabe? Er hütet Tiere, arbeitet neben der Unterstützung für die Eltern, in der Landwirtschaft der Gegend mit, spart alles, was er bekommen kann, damit er mit 21 Jahren, wenn er volljährig sein wird, das Elternhaus verlassen und sich jemanden suchen kann, der ihn dabei unterstützt, das Abitur zu machen und Theologie zu studieren.

Er spart Jahre und muss erleben, dass das Elternhaus abbrennt – mitsamt seinem Ersparten. Was bleibt Kneipp? Sein Wunsch, Priester zu werden. Er geht und findet einen Mentor. Er macht das Abitur und beginnt zu studieren. Eine Lungentuberkulose droht seinem jungen Leben ein Ende zu setzen, wieder einmal schwanken alle seine Hoffnungen. Er entdeckt ein Buch von Dr. Hahn über die Wirkung des kalten Wassers. Er probiert aus, was er darin liest.

Es geschieht wenig. Doch nach Monaten, in denen Kneipp ab November in der eiskalten Donau baden geht (der Wim Hoff seiner Zeit!) und stur durchgezogenen kalten Güssen tritt die Krankheit den Rückzug an, verschwindet ganz und Kneipp erfüllt sich seinen Lebenstraum. Er wird Priester. Irgendwann nervt er seine Vorgesetzten durch seine Behandlung von Mitmenschen und daraus resultierend Anzeigen von Ärzten und Apothekern, so dass sie ihn nach Wörishofen versetzen, damit er aus der Schusslinie ist.

Was macht Kneipp? Er behandelt neben seinen wirklich sehr umfangreichen Aufgaben als Klosterverwalter (er legt Sümpfe trocken, steht selbst auf dem Acker, sorgt für eine gute Bienenhaltung und vieles mehr, unterrichtet die Kinder in Religion, versorgt all seine Schäfchen in diversen Gemeinden) Tausende von armen Menschen, die kein Geld für die Behandlung zahlen können. Die Heilerfolge sind riesig. Immer mehr Menschen strömen in das bayerische Dorf, irgendwann sind es Tausende pro Jahr, die in Kneippsandalen durch die Gegend laufen, durch Bäche waten und mit damals skandalös wenig Bekleidung am Leib körperliche Ertüchtigung pflegen.

Soviel zu Pfarrer Kneipps Lebensgeschichte, die davon berichtet, wie jemand seinem Traum einfach folgt trotz krassester Hindernisse. Ich finde die Lebensgeschichte Kneipps stets hoch ermutigend und stärkend.

Für den Advent stellen wir euch einige Hilfen vor, die uns darin unterstützen, an Leib und Seele gesund zu bleiben. Wir starten mit dem Knieguss.

Die Wirkung des Kniegusses:

  • Stärkung der Abwehrkräfte und Beckenorgane
  • Verstärkte Haut- und Muskeldurchblutung
  • Gefäßtraining für die Venen
  • regt örtliche Durchblutung an
  • Blutdrucksenkung
  • Ableitende Wirkung auf innere Organe
  • Beruhigungs- und Einschlafhilfe

 

Wichtig ist zu beachten:

  • Nur bei warmen Füßen
  • nicht bei schlechtem Allgemeinzustand
  • Nicht bei akuten Nieren- und Blasenentzündungen

 

Wie wird’s gemacht? Falls ihr ein Kneippgießrohr habt (das wäre ein kluges Weihnachtsgeschenk und ist die einzige Investition, die man braucht, denn alles andere für Kneippanwendungen habt ihr daheim: https://shop.kneippverlag.de/gesundheitsprodukte/kneipp-anwendungen/guesse/198/giessrohr), steckt das auf eure Dusche, ansonsten tut es auch eine Gießkanne. Füllt die Kanne mit kaltem Wasser, 16 bis 18 Grad (für Gießrohranwender: so kalt wie es aus eurer Wasserleitung kommt, 16 bis 18 Grad sind super). Nur bei warmen Füßen!

Beginnt rechts vorn am kleinen Zeh, gießt dann rechts hinten bis übers Knie, wieder nach unten bis zum rechten großen Zeh. Dann wechselt ihr aufs linke Bein kleiner Zeh hinten bis übers Knie, runter bis zum großen linken Zeh. Das Ganze dann von vorne: rechter kleiner Zeh nach oben übers Knie, runter zum großen rechten Zeh und links genauso. Zum Abschluss rechte und dann linke Fußsohle gießen.

Perfekt, wenn das jemand bei euch macht. Beim Starten Ausatmen und lächeln nicht vergessen. Ansonsten klappt der Guss super auch alleine. Solltet ihr nur einen Duschkopf haben – vielleicht könnt ihr den abschrauben, damit das Wasser einen hüllenden Mantel bildet.

Danach das Wasser nur abstreifen und durch Bewegung für Erwärmung sorgen.

Bei Schlafstörungen macht ihr das abends oder auch nachts, wenn ihr aufwacht und nicht runterfahren könnt. Das kalte Wasser zieht den Gedankenfluss aus dem Kopf, beruhigt und hilft beim Einschlafen. Warum? Weil ihr sehr schnell warme Füße bekommt. Warum das so ist? Erkläre ich euch bald.

Noch eine Regel: Kaltes Wasser immer nur auf warme Körperteile und: Kneippanwendungen sind Sekundenanwendungen. Also ganz kurz. Dazu im Adventskalender noch mehr die nächsten Tage.

Habt Freude und einen guten Tag!

 

Ein Foto aus dem Wörishofener Kneippmuseum. Sebastian Kneipp verabreicht einen Knieguss. Jetzt wisst ihr ja genau, wie es gemacht wird!

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