Zu staunen gibt es derzeit genug. Vielleicht nicht so ganz im von Aquin’schen Sinne, auch wenn der tiefere Aspekt durchaus auf Wissen zielt. Wenn ich mir anschaue, welche Range an Themen, Sorgen und Nöten derzeit an einem einzigen Tag vor mir ausgebreitet wird, könnte ich schon kurzatmig werden, oder, wie es eine Kollegin gestern so schön formulierte: Die Einschläge kommen schneller, heftiger und gefährlicher. Einschläge von Leid waren damit gemeint und sie wollte sagen, dass derzeit in so gut wie allen Familien richtig viel Chaos herrscht. Ich denke, dass das eine Reaktion darauf ist, was uns im Außen gespiegelt wird.
Sehr viele Menschen trauern gerade um Angehörige, viele Senioren sterben derzeit an vielerlei Erkrankungen. Die Gesamtsituation macht es oft schwierig, dass Angehörige auf gute Weise Abschied nehmen können. Das hinterlässt tiefe Verletzungen in den Menschen, die Angehörige nicht sehen und in jenen, die in den Kliniken oder Heimen arbeiten und wenig Handlungsspielraum haben.
Nächste Woche wird es auch eine „Kinder“woche werden – erstaunlich viele Kinder kommen derzeit, die nicht mehr klarkommen in der Schule. Sie sitzen entweder abwesend im Unterricht oder reagieren mit Wutanfällen, Weinkrämpfen oder anderen Verhaltensweisen. Am Mittag ist kaum ein Kind auf der Straße zu sehen, das Rad fährt oder draußen etwas macht, alle sind im Haus –l das ist weder gut noch gesund, langfristig schon gar nicht. Ich kann nur hoffen, dass es gelingen kann, die Kinder wieder gut aufzustellen und die Eltern zu ermutigen. Erziehung in diesen Zeiten ist schwierig. Allen Respekt für Eltern. Wer merkt, dass innerhalb der Umgebung Familien zu sehr struggeln – Hilfe anbieten und wenn es nur das Übernehmen von Kochen oder Einkaufen ist.
Auch wenn viele Nerven blank liegen: atmen. Tief ein- und lange ausatmen, damit wir innerlich runterfahren. Panik ändert nichts. Kollektive Angst ist eine gewaltige Macht und schwächt jedes Immunsystem. Atmen. Ruhig bleiben. Immer wieder versuchen, in die innere Mitte zu kommen und genug zu schlafen, sich an der frischen Luft zu bewegen und gut zu essen. Keine Eskalationen, wenn es etwas zu klären gibt, sollten wir das in einem ruhigen Tonfall tun. Wenn die Nerven angegriffen sind, ist jeder empfindlicher als sonst, bedenken wir das. Freundlichkeit im innen und außen ist jetzt wichtig. Allen deshalb einen freundlichen Venustag.
Danke an Steffi für das Nebelfoto!