Am Sonntagabend gab es ein spannendes Gespräch über das Thema Durchhalten. Das Wort klingt angestrengt, dabei meint es eher, dass wir in der Lage sind, etwas, das uns wichtig ist, zu halten, auch durch eine Krise hindurch, eine Durststrecke.
Die Grundlage von Durchhalten könnte Geduld sein. Das ist eine Tugend, die nicht sehr beliebt ist. Geduld ist in unserer heutigen Welt eher was für die Ewiggestrigen, die Tugenden und Werte gut finden und das Motto haben, dass alles seine Zeit braucht. Das ist old fashioned, heute muss alles sofort, pronto und zackig gehen. Overnight und sofort zum downloaden.
Es gibt Dinge, die sind zackig und sofort. Und es gibt Dinge, die brauchen Zeit zum Wachsen, Reifen, Werden. Gras wächst nicht schneller, wenn man dran zieht, so sehr wir uns das manchmal wünschen und „Im Märzen der Bauer sein Rösslein anspannt“ hat auch heute noch Gültigkeit, denn wenn der Boden keine bestimmte Temperatur hat, kann ich säen, was ich will, es wächst dann halt einfach nicht.
Geduld kann bedeuten, an etwas dranzubleiben, weil man weiß, dass es richtig ist, auch wenn wir nicht sofort tolle Resultate sehen. Geduld kann heißen, das Wachstum zu begleiten von etwas, ihm das ureigene Tempo zuzugestehen, den Raum dafür zu geben, damit wir auch mit Erfolg belohnt werden. Geduld kann heißen, nicht hektisch zu agieren, sondern in der inneren Ruhe zu wissen, dass sich alles fügen kann. Das bedeutet nicht, untätig zu sein, alles auszusitzen, die Argumente anderer sich totlaufen zu lassen.
Geduld meint: ich gebe meinen Anteil am Gelingen dazu. Ich lasse die Dinge sacken, reifen, wachsen, stelle Fragen, korrigiere vielleicht, erkenne, was es noch braucht und mache das – und dann kann etwas entstehen. Und zwar auf gute Weise im passenden Tempo.
Geduld hat viel von Langmut – so, wie wir manchmal erdulden müssen, dass Entwicklung ihre Zeit braucht, benötigen wir auch lange Mut und vorweg Demut, damit die Durststrecken des Wachstums ausgehalten werden. Wir haben in unserer Welt das abwarten können verlernt, uns das Gefühl von Vorfreude gestohlen mit unserer Sofortgier.
Die Welt im Außen zwingt uns gerade sehr in den Langmut und die Geduld. Ich vermute, dass wir keine starken Erleichterungen des Lockdowns diese Woche erleben. Das bedeutet: noch weiter Langmut üben, geduldig sein und die Zeit gut nutzen, um sich neu aufzustellen, zu hinterfragen, wer man ist, wo man hinwill und was der Sinn des eigenen Lebens ist. Jetzt ist die Zeit, Korrekturen vorzunehmen, damit wir mit der Kraft des Frühlings unter den Flügeln leichter losstarten können. Wer bist du? Wer willst du sein? Welche Art von Arbeit erfüllt dein Leben mit tiefstem Sinn? Was macht dich wirklich glücklich? Auf dem Weg dahin wünsche ich dir Langmut und Geduld, damit gut werde, was aus einem liebevollen Herzen heraus seinen Weg in die Welt durch dich finden mag.
Allen einen tatkräftigen Marstag!
Schön, wenn uns ab und an etwas oder jemand im Leben begegnet, der uns den Weg für die nächsten Schritte weisen kann. Danke an Theresa für das Foto!