Jeder Wochentag hat seine Qualitäten. Der Mittwoch ist Merkur zugesellt, was wir an Mercredi im Französischen noch erkennen können. Der Planet Merkur hat gerade mal knapp 5000 Kilometer im Durchmesser, ist am nahesten von allen Planeten an der Sonne dran, bietet über 450 Grad plus am Tag und bibbernde 170 Grad minus in der Nacht.
Merkur ist die römische Variante von Hermes. Das war in der Antike noch kein Paketdienst, sondern ein echter Schelm schon als Baby. Wie fast immer im griechischen Götterhimmel ist der Vater Zeus und seine Mutter die Plejade Maia. Was macht Hermes als Baby mit einer geschenkten Schildkröte? Er nimmt ihr den Panzer ab und baut daraus eine Leier, weshalb er auch mit einer Schildkröte dargestellt wird. Die Wiege fand er offenbar generell langweilig, denn er verließ sie für einen Ausflug auf die Weide und klaute seinem Halbbruder Apollon 50 Rinder, opferte zwei davon und begab sich zurück in seine Wiege. Von Apollon, der seinen Bruder offenbar kannte, harsch befragt, leugnete der Kleine alles und stahl dabei Apollon Pfeil und Bogen. Das war zu viel und Apollon wurde richtig sauer. Da ergriff der kleine Hermes seine Schildkrötenleier und beeindruckte den Bruder so, dass dieser die Leier gegen die Rinder tauschte. Genau diese Leier wanderte später dann von Apollon zu Orpheus, dem Sänger. Zeus setzte sie nach dessen Tod als Sternbild an den Himmel.
Die Leier war nicht das einzige Instrument, das Hermes erfand, angeblich tat er das auch mit der Hirtenflöte. Hermes fiel bald als Meisterdieb im Götterhimmel auf, er klaute, was möglich war: den Gürtel von Aphrodite, Neptuns Dreizack und vieles mehr, weshalb er auch der Gott der Diebe genannt wird.
Insgeheim war Zeus mächtig stolz auf den gewitzten Sohn, redete sich aber den Mythen nach den Mund fusselig, um ihn vom Stehlen abzuhalten (war lange sinnfrei). Ruhe kehrte erst ein, als er den hochagilen Sohn zum Götterboten machte, weshalb sein Name auch von Paketdiensten genutzt wird. Die meisten kennen ihn mit geflügelten Schuhen, Flügelhelm und gigantischem Tempo, weshalb sich auch Sporthersteller gern bei Hermes-Merkur etwas abschauen.
Angeblich – er hatte offenbar schnell Langeweile – entwickelte er das Würfeln, das Weissagen, Turnen, Boxen, die Astronomie, die Tonleiter, Maße, Gewichte und das griechische Alphabet (dieses mit Hilfe der Moiren). Übrigens war er der Urgroßvater des listenreichen Odysseus, der viel von ihm geerbt hat, wie wir in Homers Odyssee nachlesen können (falls euch langweilig wird: Ilias und Odyssee gehören zu unserem Kulturgut!!). Viele Helden hat er in die Unterwelt begleitet: Herakles, Perseus und Odysseus. Pan, der Gott der Natur, ist ein Sohn von Hermes.
Durch sein „Tätigkeitsfeld“ wurde Hermes-Merkur der Gott der Händler und Kaufleute sowie der Reisenden, die er am Ende des Lebens bis an die Pforte des Hades brachte.
Mit dem Heroldsstab, den Hermes-Merkur bekam, konnte er angeblich Menschen in Schlaf versetzen und sie daraus auch wieder erwecken. Uns ist der Hermesstab (Caduceus) aus der Medizin bestens bekannt, um diesen Stab schlingen sich zwei Schlangen, die einander anschauen.
Der Mittwoch, der Hermes-Merkur ehrt und die Mitte der Woche in unserer Sprache anzeigt, bringt Schwung, Bewegung, Kommunikation. Vielleicht kann der eine oder andere diese Kraft mit in den Wochenteilungstag mitnehmen!
Seinen eigenen göttlichen Himmel bewahrt dieser mächtige Hüter aus der Luft, den Katja genial abgelichtet hat. Danke für dieses atemberaubende Foto eines wahren Königs.