Wach auf, mein Herz, und singe
dem Schöpfer aller Dinge,
dem Geber aller Güter,
dem frommen Menschenhüter.
Heut, als die dunklen Schatten
mich ganz umgeben hatten,
hat Satan mein begehret;
Gott aber hat’s gewehret.
Du sprachst: „Mein Kind, nun liege,
trotz dem, der dich betrüge;
schlaf wohl, lass dir nicht grauen,
du sollst die Sonne schauen.“
Dein Wort, das ist geschehen:
Ich kann das Licht noch sehen,
von Not bin ich befreiet,
dein Schutz hat mich erneuet.
Du willst ein Opfer haben,
hier bring ich meine Gaben:
mein Weihrauch und mein Widder
sind mein Gebet und Lieder.
Die wirst du nicht verschmähen;
du kannst ins Herze sehen;
denn du weißt, dass zur Gabe
ich ja nichts Bessers habe.
So wollst du nun vollenden
dein Werk an mir und senden,
der mich an diesem Tage
auf seinen Händen trage.
Sprich Ja zu meinen Taten,
hilf selbst das Beste raten;
den Anfang, Mitt und Ende,
ach Herr, zum Besten wende.
Mich segne, mich behüte,
mein Herz sei deine Hütte,
dein Wort sei meine Speise,
bis ich gen Himmel reise.
Paul Gerhardt, 1647
Sigrid hat die Morgenstimmung im Bild eingefangen. Danke dir!