Wartezimmerzeit

Please hold the line. Arzttermin 9.40 Uhr. Wir sind rechtzeitig da und wissen – eigentlich wären wir gerade jetzt beim Pflegen von Vater und Bruder, was dringend nötig wäre. Ich sitze in der Stille und atme hinter meiner Maske. 11.20 Uhr erster Aufruf ins Sprechzimmer. Nach 1 Minute Wartezimmer. Warten aufs Röntgen. Geht fix. 12 Uhr kurze Besprechung. Eine Überweisung ins Krankenhaus für die nächste OP von Christophs Schulter. „Machen Sie gleich den Nachsorgetermin aus.“ Der nächste Termin – Mai. Da wir nicht wissen, wann die OP ist, ist das auch wieder okay. Von daheim aus Anruf im Krankenhaus. Die Vergabe von OP-Terminen geht nur bis 12 Uhr. Please hold the line.

Insgesamt über vier Stunden weg. Kein wirkliches Resultat außer der Ansage „wahrscheinlich brauchen wir noch eine dritte OP, mal sehen.“ Bei Prognosen bin ich gegenüber meinen Klient:innen vorsichtig, um keine negativen Marker zu setzen. Statt „wenn wir schon mal nicht pflegen, gehen wir noch einen Kaffee in Ruhe trinken“ heimgerast, damit wir rechtzeitig für die Kursvorbereitung da sind. Den Kaffee haben wir dann selbst gemacht. So viel zum „Frei-tag“.

Spannend: Ein Mann hat sich im Wartezimmer meckernd aufgebaut. Alle wurden dadurch unruhig. Irgendwann spricht er mich an (weil nicht auf ein Handy starrend vermutlich), ob ich das auch nervig finde. Ich sage: „Warten mag niemand. Was jedoch auch keiner mag, ist, wenn einer den ganzen Raum mit seiner Laune beeinflusst. Gehen Sie doch ein bisschen im Hof spazieren zum Abregen. Wenn Sie aufgerufen werden, holen wir Sie rein.“ Überraschte Blicke der anderen. Der Mann wird reingerufen. Drei Leute bedanken sich. „Hätten wir uns nicht getraut zu sagen.“ Zur Höflichkeit gehört vielleicht, wenn klar ist, dass man warten muss und sich alle Angestellten wirklich bemühen, einfach ruhig zu sein oder zu gehen. Warten lässt sich oft nicht wirklich vermeiden.

Allen ein wartefreies Wochenende mit Freude.

 

Sonja hat diesen Schriftzug auf einer Tür entdeckt. Danke für das Bild!

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