Der Wind bläst den Sommer derzeit auf die Seite. Der Regen tropft. Die ersten Frühnebel sind da. Ich mag die Morgen, an denen Würzburg im Tal total verschwunden ist in der Nebelsuppe und bei uns auf der Höhe scheint schon die Sonne. Das ist wirklich schön anzuschauen. Ich hoffe, meine lang ersehnten Brombeeren werden nicht wässrig, sondern bekommen bald noch ein bisschen Sonne, um süßer zu werden.
Demut – ein Wort, das mir persönlich viel bedeutet. Mut hat viele Kombinationen: Heldenmut, Löwenmut, Übermut, Unmut, Wagemut und auch Demut. Demut ist der Respekt vor der Herausforderung, vor der Größe einer Sache oder eines Menschen. Es bedeutet nicht Kriechen und Schwanz einziehen, sondern so etwas wie Ehrfurcht im Herzen, Achtung vor der Herausforderung und dem Wissen, dass man Mut entwickeln muss, wenn man der Aufgabe gerecht werden möchte. Dieser Mut entsteht, weil wir Ängste überwinden, wissen, dass etwas nicht leicht werden wird, wir aber diejenigen sind, die sich diesem Thema zu stellen haben.
Demut geht manchmal mit Bescheidenheit einher, auch das gehört zu den Tugenden, die nicht sehr beliebt sind in unserer „alles meins“-Gesellschaft. Bescheidenheit wird oft mit Dummheit gleichgesetzt. Ein bescheidener Mensch, der nicht mit Forderungen auftritt, wird gern übersehen, nicht für voll genommen, übergangen und überfahren. Manchmal sind es die Stillen, Bescheidenen, die im Hintergrund die alles entscheidenden Weichen stellen. Die Problemlösungen anbieten, auf die die Lauten nicht gekommen sind, weil sie mit Platzbehalten befasst sind.
Sich in Demut verneigen ist in unserer Kultur nicht gebräuchlich. Der letzte Rest war das Ritual des Dieners, den man Jungen meiner Generation noch beigebracht hat, so wie uns Mädchen der Knicks. Die Verneigung ist eine tiefe Respektbekundung und sie täte uns oft ein wenig Not. Sich vor dem anderen verneigen meint, die Göttlichkeit im Menschen anzuerkennen. Ihn als Lehrer zu betrachten, der uns etwas lehren kann über uns und das Leben. Lernen kann ich von jedem Menschen, egal, wie alt, wie groß, wie erfahren er ist. Vom Baby kann ich Vertrauen und Staunen lernen, vom Kind die Wissbegier und den unerschütterlichen Glauben, dass alles gut wird, vom Erwachsenen die Art, mit Herausforderungen umzugehen und an Krisen zu wachsen, vom Senior Gelassenheit, Weisheit und Würde der Erfahrung. Jede Lebensgeschichte ist eine heldenhafte Abenteuerreise. Sie hören zu dürfen, Anteil zu haben, ist eines der Geschenke meiner Arbeit mit Menschen.
Wie hat deine Geschichte dich geprägt? Welche Lernerfahrungen hast du in guten und schlechten Tagen gemacht und wie kannst du heute im Vergleich zu früher mit Krisen und Herausforderungen umgehen? Was macht dich demütig und was bewirkt, dass du aus der Angst heraus Mut entwickelst? Mut ist nicht Handeln ohne Angst, sondern Handeln trotz der Angst, weil es not-wendig ist, etwas zu tun. Wir können alle Ermutigung, Demut, Mut gebrauchen. Was ist deine Geschichte dazu?
Allen einen sehr kraftvollen Marstag zum Augustende 2021.
Maike war in den Bergen wandern und erfreut uns mit diesem Foto. Vielen lieben Dank!