Noch immer ist der Wind vom Wochenende zu spüren und macht vielen Menschen Kopfschmerzen. Gestern ist für eine kleine Zeit das Fenster im Praxisraum eingeschneit gewesen, das macht eine spezielle Lichtstimmung. Wenn es heftig windet, ist es bei uns auch mal lauter, der Wind ist auf der Höhe mit einer eigenen Kraft unterwegs, so dass wir am Samstag im strömenden Regen noch hurtig neue Pflöcke zum Abstützen des Rosenbogens eingeschlagen und alles neu festgezurrt haben, damit die Rose, die inzwischen stattlich ist, nicht mitsamt dem Bogen den Abgang macht. Wir haben schnell verstanden, warum hier so viele Bäume wirklich krumm auf dem Feld stehen. Bei unseren zuerst eingepflanzten, die nun schon 12 Jahre stehen, haben wir erst im Sommer die Stützen abgenommen. Sie stehen nun stabil. Hoffen wir zumindest.
Neulich erzählte mir jemand von einem Projekt, bei dem es darum ging, in einem geschlossenen System Pflanzen anzubauen für eventuelle Raummissionen und anderes. Ab einer bestimmten Größe fallen die Bäume dieses Projekts um, die Ursache ist der fehlende Wind, der die Wurzeln nicht stark genug werden lässt. Ich weiß nicht, ob die Geschichte stimmt. Einleuchtend ist: Viele Pflanzen brauchen erstmal Schutz und Stütze, bevor sie im Freiland gut gedeihen. Der Witterung ausgesetzt sein macht sie stärker als Gewächshauspflanzen. Menschen brauchen auch Widerstand, um zu wachsen und zu reifen, Klarheit für vieles zu erlangen und sich gut ins Leben einzuwurzeln.
Es ist ein schönes Bild, das Morgenstern in seinem Text verarbeitet hat – wir werden stark im Gegenwind, schlagen tiefere Wurzeln, bilden stärkere Äste, festere Blätter und stützen einander. Vielleicht hilft uns dieses Bild, innerlich standhaft und zuversichtlich zu bleiben, wenn der Wind des Lebens heftiger weht.
Allen einen kraftvollen Tag.
Danke an Stephanie für den strahlenden Wolkenzauber am Winterhimmel.