Wer sein eigenes Glück sucht, hilft anderen gern dabei – diese Erkenntnis Kneipps deckt sich mit den Forschungen unserer Zeit. Wir sind dann am glücklichsten, wenn wir andere Menschen unterstützen können, an ihrer Seite stehen und mit ihnen durchs Leben gehen. Wir vergessen das in diesen Tagen gern einmal. Das ist schade. Worte wie Spaltung, Abbruch von Kontakten, Aufbau von Feindbildern – gegen wen oder was kämpfen wir eigentlich? Im Grunde gegen unsere eigene Angst, unsere Erkenntnis, dass wir auch nicht immer wissen, was die richtige Vorgehensweise ist und dann projizieren wir Unsicherheiten nach außen. Wir bekämpfen im Außen, was wir in uns an Schattenanteilen tragen.
Es wäre also seit einiger Zeit eine perfekte Gelegenheit, in sich selbst aufzuräumen, seine Themen und Ängste anzugehen. Wir vergessen bei all dem gern, dass wir so großartige Herausforderungen in der Welt haben, die durch die Pandemie nach hinten gerutscht sind oder wo die Pandemie – und das ist ihr Vorteil, wenn man das überhaupt so bezeichnen darf – den Finger auf längst vorhandene Wunden gelegt hat. Wir müssen nur den Fingerzeigen folgen. Sie deuten auf unser Gesundheitssystem, unser Bildungssystem, auf unseren Umgang mit Krankheiten, mit Tod, mit Bedrohung, sie deuten auf Weltengemeinschaft und die Art und Weise, wie wir kommunizieren.
Herzliche Einladung an alle. Wie wäre es mit einer großen Runde Wertschätzung? Für jeden einzelnen von uns, der sein Bestes gibt. Der mutig Entscheidungen trifft und dazu steht. Für jeden, der Menschen mit anderen Ansichten nicht ausgrenzt, sondern als Nachdenkmoment nutzt, um den eigenen Standpunkt zu prüfen. Für alle, die andere pflegen, versorgen und die jeden Tag in den Geschäften stehen und sich unendlich bemühen, ihre Existenz zu sichern und allen anderen Waren anzubieten. Für alle, die säen und ernten, damit wir zu essen haben. Für alle, die dafür sorgen, dass der Verkehr rollt, Züge ankommen und Flieger sicher landen. Wertschätzung für uns selbst, dass wir jeden Tag schauen, dass wir gesund bleiben und für andere ein freundliches Wort und ein aufmerksames Auge haben, ob Unterstützung nötig ist oder nicht. Für alle, die Menschen durch die Angst begleiten und für alle, die Kinder unterrichten und ihnen jeden Tag das Gefühl geben, wie wichtig Zukunft ist für uns alle. Wem kannst du heute Danke sagen und ihm rückmelden, was du an ihm ganz besonders schätzt? Was kannst du dir selbst sagen?
Herzliche Einladung an uns alle zur Freundlichkeit – innerlich und nach außen. Zur Herzlichkeit, weil wir sie brauchen. Zum Mut, weil er uns ins Tun kommen lässt. Und zur Erkenntnis, dass wir einzigartige Wesen sind, kostbar, wunderbar und so großartig! Vergessen wir das nicht und bedenken das Wunder im Gesprächspartner, wenn wir das nächste Mal das Schwert ziehen, weil jemand anderer Auffassung ist. Er hat genauso Recht wie wir. Denn Recht haben wir, wenn wir ehrlich sind, alle immer nur in unserem eigenen Kopf. Jenseits unseres Gehirns sind wir ein Mosaiksteinchen der Realität.
Allen ein freundliches Wochenende.
In so einer Liegehalle habe ich auch einige Zeit als Kind verbracht im Kinderheim. Ich fand es schrecklich, jeden Tag nach dem Mittagessen zwei Stunden zu liegen. Kein Lesen, kein Sprechen. Das hier ist ein Foto aus dem Wörishofener Kneippmuseum. Sind diese Minisandalen nicht schnufflig?