Schweigen ist mehr als nicht sprechen, hat schon Marcel Proust festgestellt. Es kann lebensrettend sein, einfach mal die Klappe zu halten. Am meisten auch die innerliche Klappe, denn das Gedankenmundwerk klappert, solange wir wach sind, was zu Buchtiteln wie „Ruhe da oben“ und vergleichbarem geführt hat. Doch wie kommt man zur Ruhe da oben?
Viele Wege führen nach Rom. Die einen konzentrieren sich auf etwas Hochkompliziertes und können so bei einer Sache bleiben. Die anderen versuchen es mit positiven Affirmationen, die sie sich innerlich vorsagen und dann irgendwann für Ruhe sorgen sollen. Die dritten beschimpfen sich rasch, weil die Gedankenstimmen leider jeden Wunsch nach Ruhe in kürzester Zeit zunichtemachen. Die Geduldigen verstehen: Es geht nicht darum, die Gedanken restlos abzustellen. So, wie wir irgendwann innerlich nicht mehr gegen den Rasenmäher des Nachbarn rebellieren oder die brummende Heizung, sondern das wie ein Hintergrundgeräusch wahrnehmen, kann man lernen, seine Gedanken weit in den Hintergrund zu schieben. Die dürfen ja allesamt da sein, nur ob ich sie höre oder gar von ihrem Inhalt mitgerissen werde, entscheide immer noch ich. Dann trifft auch Prousts zweite Beobachtung zu – man gewinnt Kraft und kommt wirklich zu sich selbst. So wird man wieder „sein eigener Bestimmer“. In der restlosen und liebevollen Akzeptanz dessen, was ist, erteile ich mir die Erlaubnis, dass die Gedanken in ihrer Ecke rumlärmen dürfen und drehe einfach nur den Ton ab. Wir werden nicht den Zustand erreichen, „dass nix ist“. Es ist IMMER irgendwas. Aber ich habe die Wahl, ob ich mich darum kümmern möchte oder muss oder eben nicht.
Wofür entscheidest du dich an diesem Wochenende?