„Das Land ist eine Mutter, die niemals stirbt“ – ist uns der tiefe Sinn dieser Maoriweisheit bewusst? Fast alle Urvölker verehrten eine weibliche Urgottheit in dem Wissen, dass die „Erdmutter“ ihre „Kinder“, also alles, was auf ihr lebt, nährt, versorgt, ihnen alles gibt, was sie zum Leben brauchen. Mit der Entfernung von diesem Wissen um eine nährende, gebende Erdenmutter begann der Mensch, „sich die Erde untertan zu machen“. Wer sich etwas untertan macht, hat kein Interesse an einer natürlichen Autorität, die sich von selbst einstellt, wenn ein Mensch in seiner Mitte ruht und in der Würde für sich und alles, was lebt, ist. Dann ist dieser Mensch mit einer Autorität gesegnet, die das Gegenüber einfach sein lässt.
Untertanen hingegen sind untergeordnet, oft genug Lebewesen, die man nicht wertzuschätzen hat, sondern ausbeuten und ausnutzen darf. Jeder Landwirt würde seine Kuh erst melken, wenn er sie gefüttert hat, wir hingegen gehen mit Mutter Erde um, als hätten wir ein Recht darauf, uns zu nehmen, was wir wollen. Wer gibt uns dieses Recht?
Wenn Städte und Dörfer verlassen werden, holt sich die Natur nach einer gewissen Erholungszeit das Land wieder zurück, überwuchert alles und bedeckt den Boden neu. Jedenfalls war das bisher so, weil die Pflanzen noch Zugang zu Grundwasser hatten. Auch da ist der Mensch dabei, die natürlichen Gegebenheiten nach seiner Gier zu verändern.
Der Respekt, den wir Mutter Natur gegenüber an den Tag legen, sagt mehr über uns aus als über Mutter Natur. Wer nichts respektieren kann, zeigt nur, dass er sich selbst weder respektiert noch wertschätzt oder gar mag. Alles beginnt bei uns selbst. Jeder Funke Respekt, jede Achtsamkeit und Achtung, jede Wertschätzung, jede Zuneigung und Liebe. Was also treiben wir uns permanent irgendwo herum, um irgendwas zu erleben, zu nehmen, zu holen, wo es hohe Zeit ist, sich auf eine weniger egoistische, „selbstoptimierende“ Art und Weise mit sich zu befassen und sondern sich an den Tempel von Delphi zu erinnern: „Erkenne dich selbst“. Wer sich erkennt, sich annimmt mit allem Licht- und Schattenseiten, zerstört weder die Natur noch fügt er irgendeinem Lebewesen wissentlich und willentlich Schaden zu, denn er respektiert das Leben als höchsten Wert und weiß, was Freiheit bedeutet. Meine Freiheit endet da, wo die des anderen beginnt. Grundlage allen Seins ist die Würde. Daraus leitet sich alles ab. Meine Haltung zu mir, zu anderen, zur gesamten Schöpfung. Und wenn wir weiter meinen, dass wir mit der großen Schöpfkelle nehmen können, wie es uns beliebt, muss erkennen, dass dieser Topf eines Tages er-schöpft sein wird. So, wie es uns viele Menschen heute schon prachtvoll spiegeln.
Wo bist du Schöpfer einer guten neuen Welt in dir und um dich herum? Wo sorgst du für Fülle, damit andere Erschöpfte wieder Mut schöpfen und Kraft tanken können?
Allen ein schöpferisches Wochenende mit der Farbenpracht des Herbstes. NOCH schenkt uns die Natur solche Wunder. Sie gibt, weil sie Fülle kennt und Vertrauen. Und du?