Das vierte Adventswochenende. Besuch trifft ein, der Baum wird aufgestellt. Bei uns ist es an Heiligabend enorm unkompliziert. Kein aufwändiges Essen, kein Trallala, der Baum und wir, es wird gesprochen und sich ausgetauscht und Geschenkewahn gibt es nicht. In den Tagen zwischen den Jahren lese ich die Weihnachtspost und freue mich über die Wertschätzung. Wenig Briefe habe ich geschrieben, wenig verschickt. Es brauchte mehr Zeit für die Patienten. Es war mir wichtig, dass die Menschen gut aufgestellt in die Herausforderungen gehen, die Weihnachten für manche bedeuten kann.
Es braucht keinen Geschenkeirrsinn. Es braucht keine Weltreisen rund um den Globus, keine Reisewelle in die Ferien, sondern vielleicht einfach mal nichts von alledem, nur Ruhe, Stille und das Wahrnehmen dessen, was gerade ist. Im Moment scheint die Sonne, ich sehe die dreckigen Fenster, aber auch, dass die Johannisbeeren Blütenansätze haben, die Magnolie heute einige Häuser weiter war ein Erlebnis – die Knospen so dick. Freunde haben Zweige geschnitten und sprühen sie täglich fein mit Wassernebel an – sie gehen auf. Magnolien als Weihnachtszweige! Ich sehe die Vögel im Garten, die sich freuen, dass nichts abgeräumt ist, ebenso wie der Igel, der sicher nicht frieren muss in diesem Winter, er hat genug Verstecke. Ich sehe die Glitzerfunken des Rauhreifs. Die Müllmänner, die sich freuen, dass sie das letzte Mal in diesem Jahr unsere blaue Tonne abholen und wie wenig sie bedacht werden an den Feiertagen. Sie sind so enorm wichtig für das Funktionieren unserer Welt. Ich sehe die Verkaufsmenschen in der Straße, die immer früher morgens aus dem Haus gehen und geschafft heimkommen, den ganzen Tag angeraunzt werden und das wegstecken müssen. Sie kommen spät heim und da wollen auch Geschenke verpackt, Karten geschrieben, Dinge vorbereitet werden.
Für die letzten Tage vor dem Fest, an dem manchmal der Eindruck entsteht, nach dem 26. wird es nie mehr etwas zu essen oder zu kaufen geben – bitte bleibt freundlich. Bitte bleibt höflich. Bitte fahrt nicht zu dicht auf und schreit euch nicht an. Erst das große Chaos aufmischen und dann mit frommem Blick das „In excelsis Deo“ jubeln ist ein wenig unangemessen. Weihnachten ist das ganze Jahr über, denn der Sinn des Festes ist die Erkenntnis, dass das Licht in jedem von uns ständig neu geboren werden möchte. Das erkennt ihr am Wort Licht. Das ICH steht zwischen dem L und dem T. Es entwickelt sich also zwischen L-eben und T-od permanent ein Ich. Vom Ego steht da nichts. In diesem Sinne einen wunderbaren vierten Advent, allen, die arbeiten, von Herzen beste Nerven und die Kunst des Gleichmuts und allen einen guten Start in die letzten Tage vor dem Fest. Mögen wir uns so verhalten, dass es für alle eines werden kann.
Auch dieses wunderschöne Foto hat Manuela gemacht, dafür danke ich sehr.