Ist das nicht ein wunderschönes Bild, das Rilke in seinem Text erstehen lässt? Die Vögel, erschrocken am Glockenton, schreiben ihren Schrecken fliegend in den Himmel. Das hat mich sofort an Mittwoch erinnert, da war eine Aufgabe in der Eurythmie bei Bianca (Mainrythmie Würzburg), wir mögen doch bitte die Bewegung, die unsere Arme mit einer Kugel in die Luft malen, genau beobachten. Welche Form schreiben wir da gerade unbemerkt in den Raum und wie würde der Raum aussehen, wenn das sichtbar wäre, was wir als Gruppe „gemalt“ haben?
Die Anregung hat sofort Fotos aus einem tollen Buch hochgeholt. Johanna Zinke hat sich vor vielen Jahren in ihrem Band „Luftlautformen“ mit der Sprache beschäftigt. Sie hat Menschen sprechen lassen und sie taten das vor der Kamera mit Rauch – so konnte man sehen, wie unsere Sprache die Luft formt und dass bei gleichen Lauten auch immer das vergleichbare „Luftlautformenbild“ herauskommt. Ist ja auch nicht so schwer vorstellbar, wenn wir ein „fffff“ sagen, da haben wir schnell ein Bild. Aber wie schaut die Form aus, wenn wir ein A, ein O oder gar Worte formen? Anhand dieses Buches ist mir aufgefallen, dass wir die ganze Zeit im Raum, wenn wir sprechen und atmen, die Luft umeinanderwirbeln und formen. Wenn der Flügelschlag eines Schmetterlings in der Lage ist … denkt den Gedanken mal weiter!
Eine Klientin betreut einen Wachkomapatienten. Gerade in der Umgebung von Menschen, die nicht direkt auf uns reagieren können, sollte man im Denken und Sprechen genau darauf achten, was man denkt und sagt – es wird registriert. Menschen, die wieder aus dem Koma aufwachen, berichten, dass sie Worte und Gedanken wahrnehmen können in diesem Zustand. Übertragen wir es einmal auf die gesamte Welt. Wir denken, sprechen und handeln oft sehr hart, unangemessen, aggressiv, zornig, verletzend. Was, wenn das nicht nur bei der Person, die es direkt „erwischt“, so negativ ankommt, sondern sich in der Welt als Form darstellt und ebenfalls Einfluss auf die gesamte Natur hat? Macht es nicht viel Sinn, sein Denken, Fühlen und Handeln auf eine freundliche Basis zu stellen? Es täte nicht nur dem Gegenüber gut, sondern vermutlich sehr, sehr wohl uns selbst und der gesamten Schöpfung. Dann verstehen wir auch die ganz tiefe Wahrheit hinter dem altbekannten Spruch: „Achte auf deine Gedanken, denn sie werden deine Worte“ bis hin zu „denn sie werden dein Schicksal“. Und da alles mit allem verbunden ist, hängt unser aller Schicksal von der Qualität und der Freundlichkeit und Liebe unserer eigenen Gedanken ab.
Think big. In diesem Sinne allen ein freundliches und friedliches Wochenende. Das letzte im Januar übrigens. Ach so – in 11 Monaten ist Weihnachten.
Danke an Theresa für das Geysirfoto aus Amerika!