Das letzte Kurswochenende vor den Sommerferien in Bayern steht an. Die angehenden Heilpraktiker beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie (so der volle „Name“) werden den Kurs abschließen und fein lernen bis zur Prüfung. Die angehenden Cardea-Therapeuten haben einen neuen Kursteil über den Zusammenhang zwischen Psyche und Körper, Mind-Body-Medicine. Da gibt es viele Zusammenhänge, denn wenn wir körperlich nicht fit sind, sind wir es mental auch nicht und umgekehrt. Unsere Lebensführung steht dem oft entgegen. Die meisten Menschen haben nicht mal ansatzweise eine Ahnung, dass viele Depressionen und Verstimmungen ihren Ursprung in Leber, Galle und Darm haben. Man kann Körper, Seele und Geist nicht trennen.
Unsere Facharbeiten schreiten voran. Am Sonntag ist kein Kurs, da werde ich mich an die Korrekturen meiner Arbeit setzen und hoffen, dass ich keine allzu großen Fehler übersehe. Wenn das geschafft ist, geht es los mit dem Zusammenschreiben des Lernstoffs für die schriftliche und mündliche Prüfung. Am Freitag kamen die Prüfungstermine. Irgendwie sind die sehr bald :-), jetzt hat alles ein konkretes Datum, bis wann der Lernstoff drin sein muss. Für mich als ewiger Leser, Rausschreiber und Zusammenschreiber ist das immer wieder ein Akt, mich vorzubereiten. Ich schreibe, verdichte und erst dann geht es ans Lernen. Ich beneide manchmal Menschen, die was anschauen und merken es sich oder hören es und wissen Bescheid. Bei mir geht das nie. So bleibt man sich selbst immer wieder im Leben ein großes Fragezeichen. Ehrlich gesagt – das finde ich schon spannend.
Viele berichten mir, dass sie nun doch in Urlaub reisen. Man weiß ja nie, sagen sie, was kommt. Nun – das wissen wir nicht mal für die nächsten drei Minuten. Reisen scheint ein tiefes Bedürfnis der Menschen zu sein, aber es geht ihnen meist gar nicht um das Entdecken fremder Kulturen, Kunst, Bauwerke, das Üben anderer Sprachen oder den Genuss unbekannter Speisen, dem Lauschen ungehörter Klänge und das Eintauchen in die Bilderwelt der Gastgeber! Es geht um Handtuch auf Liege, um All-inclusive-Buffetsy. Oder sie erschrecken Kühe (!) oder meinen, ihre Hinterlassenschaften an unberührten Orten sei eine Ehre für das derart verletzte Land. Da bliebe mancher lieber daheim, anstatt dass er heilige Orte entweiht, Tiere in ihrer ohnehin kaum vorhandenen Ruhe stört oder sonstwie schmarotzend unterwegs ist.
Wie viele haben denn die Riemenschneidermadonnen in unserer Gegend gesehen oder sind die Rhön durchwandert, den Steigerwald mit seinen zauberschönen Ecken oder das Taubertal? Instant-Ferien. Kurzeindruck. Nix Land und Leute.
Vielleicht wird uns in diesem doch eingeschränkten Reisejahr wieder ins Bewusstsein getragen, was Heimat sein könnte. Im Sinne von „lerne die Welt kennen, in der du lebst und andere Urlaub machen“. Mit dem Rad, der Bahn, auf Schusters Rappen. Die Vorstellung, mit Massen in einem Flieger abtransportiert zu werden, am Urlaubsort ausgespuckt, in Hotels kaserniert und dann das Land nicht kennenlernen, weil mein Ziel eine Liege am Hotelpool ist, ist mir reichlich fremd. Mir reicht mein Kneipp-Gießrohr vollkommen, denn jetzt beginnt bald die Verarbeitungsphase der Sommerernte. Das Gefühl eines gefüllten Vorrats kann kein Urlaub toppen, denn an meinen Säften habe ich täglich über Monate Freude (es reicht meistens für ein Jahr komplett), wo gibt es das sonst!
Allen ein schönes letztes Wochenende vor dem Beginn der Sommerpause. Wer nicht verreist, möge sich nicht grämen. Nichts bleibt, wie es ist. Und wer weiß, was nun zu entdecken ist in diesen Sommertagen.
Herzlichst Danke an Steffi für das sonnenwarme Foto.