Ich bin so dankbar für meine Netzwerke in diesem Jahr. Damit meine ich nicht nervige WhatsAppgruppen, bei denen Flachwitze die Runde machen. Ich meine damit Menschen, die mir ein Vorbild an Lebenskraft und Inspiration sind. Jeder von uns hat in diesem Jahr massive Erschütterungen erlebt, teilweise auf allen Ebenen des Daseins, von der reinen Existenzsicherung über eigene Gesundheit und Freundeskreis, überall ist Wandlung zu spüren.
Jeder von uns hat Momente tiefsten Zweifels. Angst. Nöte und Sorgen. Jeder von uns hat in diesem Jahr tiefste Augenblicke der Trauer gehabt, wenn liebe Menschen gestorben sind, aber auch die Momente, in denen sich der Himmel weit öffnet, weil Kinder zur Welt kommen in einer Zeit, in der es darauf ankommt, dass wir ihnen eine gute Zukunft ermöglichen.
Systeme brechen zusammen. Glaubenssätze werden ad absurdum geführt. Altes trägt nicht mehr. Es ist die Zeit der Erkenntnis, der Wahrheit und der Klarheit. Das MACHT Angst!
Aber nicht nur. Klar ist es nicht schön, wenn man merkt, dass etwas, das man geglaubt hat, keinen Bestand mehr hat. Enttäuschung ist das Ende einer Täuschung. Wahrheit ist nicht immer einfach, aber wir können damit besser umgehen als mit dem unter den Teppich kehren. Jetzt liegen viele Teppiche wieder auf dem Boden, da gehören sie hin.
Wir vergessen oft den zweiten Aspekt von Krise: Verabschiedung von allem, was nicht mehr trägt PLUS Entdeckung von Neuland. Wenn etwas endet, beginnt anderes. Wenn eine Ära vorbei ist, bleibt die Zeit nicht stehen, sondern Neues startet. Es liegt an uns, uns jeden Tag an den Zauber des Neuanfangs zu erinnern.
Bitte schaut hin: Gab es 2020 nicht auch jede Menge großartiger Augenblicke? Was hat euch positiv berührt? War es das Gefühl einer weltumspannenden Gemeinschaft am Beginn des Lockdowns weltweit? Erinnert ihr euch, wie euch das Herz dabei warm wurde bei der Vorstellung: wir (= alle 7 840 007 788 Menschen am 20. 10. um 11:59 Uhr) schaffen es gemeinsam, die Herausforderungen der Zeit zu stemmen? Erinnert euch bitte an dieses Gefühl, denn genau DAS ist es, was die Türen öffnet für eine lebenswerte Zukunft für uns alle. In Würde, Respekt und Liebe. Für Mensch, Tier, Pflanze und Mineral, für alles, was ist und werden mag.
Niemals bleibt Negatives, Schlechtes auf Dauer, so wenig, wie Wachstum immer machbar ist. Es braucht ein Werden, ein Reifen, ein Vergehen, alles ist ein Kreislauf. Wachen wir jetzt auf. Kommen wir jetzt aus aller Angst, aus aller Sorge heraus. Ja, wir haben Angst. Ja, uns macht vieles Sorgen. Dir. Mir, jedem. Es gibt Momente der Schockstarre seit Februar bis heute. Momente, in denen Wut hochkommt. Momente tiefster Trauer, Verzweiflung und irgendwo auch der Erkenntnis „Ja! Hey! Wir sind dabei! Wir gestalten Zukunft!“
Alles hat seinen Sinn und Platz. Hören wir auf, uns zu belügen, das ist respektlos. Beginnen wir mit dem Eingeständnis, dass wir keinen Plan haben in vielen Fragen, dass die Schwarmintelligenz hingegen durchaus in der Lage ist, alle Probleme auf gute Wege zu bringen.
Ich schicke in alle Netzwerke volles Vertrauen, dass wir respekt- und liebevoll, freundlich, lauschend, zukunfts- statt ausnutzungsorientiert, mit gesundem Menschenverstand und einer dicken Prise Chuzpe aus diesem Wendepunkt der Menschheit den Startpunkt einer guten Entwicklung für alles, was mit diesem Planeten verbunden ist, schaffen. Jeder in seinem Bereich. Packt bitte eure Lichter aus, damit es hell und warm wird. An Weihnachten stellen wir Kerzen ins Fenster als Friedenslicht. Wie wäre es, wenn wir unsere Herzensfeuer entzünden und dieses Licht und diese Wärme senden?
Wer verzweifelt ist, darf Trost und eine Umarmung bekommen. Wer mutig ist, darf die anderen inspirieren. Gemeinsam tragen wir uns. Gegenseitig. Weil jeder stark ist, wenn er Schwäche eingestehen kann. Weil jeder schwach ist, damit er stark werden kann. Weil wir schlichtweg eines sind – Menschen. Also entwicklungsfähige Wunder! Was ist in deiner Wundertüte drin? Du hast sie ganz vergessen? Pack sie auf den Tisch und lass dich überraschen von dir selbst.
Danke an Sina für das Waldfoto!